Sonntag,
25. Juni 1933
Kündigungsschreiben des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen an Karola Oberndörfer
Dies war nur eine von mehreren Anordnungen, mit denen im Sommer 1933 die Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung von den Hilfsleistungen der öffentlichen Wohlfahrt begann und die sich bald schrittweise verschärften.
Von den Folgen der Verfügung in Berlin betroffen war auch Karola Oberndörfer (1910–2000), die am 25. Juni 1933 vom Verein für jüdische Krankenpflegerinnen ihre Kündigung erhielt. Aufgrund des Patientenrückgangs hatte das Jüdische Krankenhaus sein Vertragsverhältnis mit dem seit 1894 bestehenden Verein kündigen müssen, was nun auch hier Entlassungen zur Folge hatte. Die aus Rothenburg ob der Tauber stammende Krankenpflegerin arbeitete seit 1931 im Berliner Jüdischen Krankenhaus in der Exerzierstraße; zunächst auf der Entbindungsstation, dann in der gynäkologischen Abteilung.
Fern von ihrer Familie hatte die junge Frau als Angestellte der Jüdischen Gemeinde in den vergangenen Jahren selbst für ihren Unterhalt gesorgt. Nun drohte ihr zum Ende des Monats Juli die Arbeitslosigkeit. Der 23-Jährigen gelang es jedoch, wieder eine neue Anstellung zu finden. Sie verließ die Reichshauptstadt und zog nach Frankfurt am Main. Hier blieb sie für die nächsten drei Jahre, bis sich ihr die Möglichkeit bot, mit einer Gruppe von Krankenpflegerinnen nach Palästina zu emigrieren. Bis in die 1970er Jahre arbeitete sie an verschiedenen Krankenhäusern, zuletzt als Oberschwester in Jerusalem. Karola Oberndörfer starb im Jahr 2000 in Israel.
Franziska Bogdanov