Der Anfang vom Ende des deutschen Judentums

1933

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Montag,
25. Dezember 1933

Brief von Herbert Schwalbe an den persischen Innenminister

Als der Zahnarzt Herbert Schwalbe (1899–1963) diesen Brief an den persischen Innenminister schrieb, hielt er sich bereits seit drei Monaten in Teheran auf. In seinem Schreiben, für das er noch sein altes Briefpapier aus Berlin benutzte, bat er um die Erlaubnis, in der Hauptstadt oder einer anderen Großstadt eine Praxis eröffnen zu dürfen. Nur so sah Schwalbe die Möglichkeit, sich eine Zukunft aufzubauen und seine Familie aus Deutschland nachzuholen.

Die Trennung von seiner Ehefrau Ilse und seinen beiden Kindern Reiner und Steffi, die er bei seiner Emigration im Oktober 1933 in Berlin zurücklassen musste, schmerzte. Das Warten auf die Erlaubnis, sich als Zahnarzt niederlassen zu dürfen, war zermürbend. Langsam aber sicher war sein Erspartes aufgebraucht. Zu allem Übel war das Umzugsgut, das er von Berlin mitgenommen hatte, darunter auch Instrumente seiner Zahnarztpraxis, teilweise beschädigt in Teheran angekommen. Schwalbe musste sich deshalb auch mit dem Speditionsunternehmen und der Versicherung herumärgern. Darüber hinaus tat er sich schwer damit, die persische Sprache zu erlernen.

Aus einem Brief seiner Ehefrau vom Januar 1934 spricht die Sorge um ihn und seine schlechte Verfassung. Ilse Schwalbe machte ihm gleichzeitig Mut: »Nun kommt sicher bald Dein Telegramm, welcher Ort Dir zugewiesen ist.«

Bis sein Leben wieder in geordneteren Bahnen verlief, musste sich Herbert Schwalbe noch längere Zeit gedulden. Nachdem das Innenministerium ihm alternativ die Städte Schiras oder Maschhad vorgeschlagen hatte, entschied sich Schwalbe für die – nahe der Grenze zu Afghanistan gelegene – Stadt Maschhad. Hier ließ sich der 34-Jährige im März 1934 nieder.

Lea Weik und Jörg Waßmer

Kategorie(n): Ärzte | Auswanderung
Brief von Herbert Schwalbe an den persischen Innenminister mit der Bitte um eine Arbeitserlaubnis (Kopie), in französischer Sprache, Teheran, 25. Dezember 1933
Schenkung von Stephanie Wells

In Maschhad

Schwalbe mietete ein geeignetes Quartier für seine Praxis und Wohnung an und begann wenig später als Zahnarzt zu arbeiten. Sogar eine Arzthelferin beschäftigte er, die deutsch und persisch sprach.

Doch der berufliche Erfolg blieb aus. Jahre später führte Schwalbe dies auf den »religiösen Fanatismus« zurück, der es ihm als »Nicht-Mohemedaner« unmöglich gemacht habe, einen »ausreichenden Lebensunterhalt« zu verdienen, wie er 1955 im Zuge seines Entschädigungsverfahrens formulierte. Als er einmal fast gelyncht wurde (einer seiner Patienten war nur einen Tag nach einer Zahnoperation verstorben und Schwalbe musste sich vor der aufgebrachten Menge in das britische Konsulat flüchten), entschloss er sich, Persien zu verlassen.

Herbert Schwalbe emigrierte im Juni 1935 nach Palästina und 1938 schließlich in die USA. Seiner Frau gelang es 1939 mit den Kindern nachzukommen. Nach über fünfeinhalb Jahren der Trennung war die Familie wiedervereint.

Wohnhaus und Zahnarztpraxis von Herbert Schwalbe mit dem Praxisschild über der Eingangstür, Maschhad, 1934
Schenkung von Stephanie Wells 
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