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Collage in grau-blau auf orangem Hintergrund mit blauer Zickzacklinie: der Kopf eines Mannes in einer Taucherglocke, seine Hand umfasst einen Schlauch, daneben ein Manometer.

„Mein Dichten ist wie Dynamit“

Curt Blochs Het Onderwater Cabaret

Vielleicht kommen euch die Gedichte, 
Die ich in eurer Sprache schrieb 
In spätren Zeiten zu Gesichte 
Und täten sie’s, wär mir’s recht lieb.

Über mehr als 19 Monate, zwischen August 1943 und April 1945, schuf der bisher unbekannte deutsch-jüdische Autor Curt Bloch in seinem Versteck in den Nieder­landen ein einzig­artiges Werk des kreativen Wider­stands: Het Onderwater-Cabaret.

Ausstellung bereits beendet

Übersichtsplan mit allen Gebäuden, die zum Jüdischen Museum Berlin gehören. Der Libeskind-Bau ist grün markiert

Wo

Libeskind-Bau EG, Eric F. Ross Galerie
Lindenstraße 9–14, 10969 Berlin

Woche für Woche stellte Bloch ein klein­formatiges Heft mit hand­geschriebenen Gedichten in deutscher und nieder­ländischer Sprache zusammen, die sich mit der Nazi-Propaganda auseinander­setzten und eine Viel­zahl von Themen behandelten: den Verlauf des Krieges, die Lügen und Verbrechen der National­sozialisten und ihrer Kollabo­rateure, seine Situation im Versteck und das Schicksal seiner Familie, den nahenden Unter­gang und die Nieder­lage der Achsen­mächte und das Schicksal des deutschen Volkes. Mit beißender Satire und sardonischem Witz machte sich Bloch über alle wichtigen faschistischen Führer lustig, von Hitler, Goebbels und Göring bis hin zu Mussolini und Seyß-Inquart, dem Reichs­kommissar der Nieder­lande, sowie über eine Viel­zahl ihrer Unter­gebenen und Gefolgs­leute, wobei er sich stets des Aus­maßes ihrer Gräuel­taten bewusst war.

Acht Jahr­zehnte nach Entstehung und fast fünfzig Jahre nach dem Tod seines Autors, geht Curt Blochs Hoffnung nun endlich in Erfüllung und das Werk wird zum ersten Mal der Öffentlich­keit präsentiert: Die Ausstellung zeigt alle 95 Original­ausgaben von Het Onderwater-Cabaret, begleitet von Ein­blicken in die Her­stellung der Titel­seiten, die Bloch mit Foto­collagen schmückte, die er aus ihm zur Verfügung stehenden Materialien aus Zeitungen und Zeitschriften zusammen­stellte. Audio­lesungen aus­gewählter Gedichte und eine von den Schau­spieler*innen Marina Frenk, Richard Gonlag und Mathias Schäfer inszenierte Video­performance lassen Blochs Verse lebendig werden.

Titelblatt des Magazins Het Onderwater Cabaret vom 30. August 1943 mit einer Collage von Meer und dem Kopf eines Mannes, der wie ein Taucher aussieht.

Het Onderwater-Cabaret vom 30. Aug 1943; Jüdisches Museum Berlin, Konvolut/816, Sammlung Curt Bloch, Leihgabe der Charities Aid Foundation America dank der großzügigen Unter­stützung der Familie von Curt Bloch

Neben der Präsentation weiterer Werke, die Bloch „unter Wasser“ geschrieben hat, wurden auch seine Helfer*innen und Mit­streiter*innen im Versteck vor­gestellt, flankiert von Zeit­zeugen­interviews. Das gesamte Het Onderwater-Cabaret ist in digitaler Form zugänglich, begleitet von Transkrip­tionen.

Blochs Werke, die zur Zeit ihrer Entstehung nur einer Hand­voll Menschen bekannt waren, fanden nun die Anerkennung und Wert­schätzung , die sie so sehr verdienen. In der heutigen Welt, in der Krieg, Des­information, Diskriminierung, Aus­grenzung und Verfolgung weit verbreitet sind, sind Blochs Werke nach wie vor von großer Bedeutung. 
 

Titelblatt des Magazins Het Onderwater Cabaret vom 3. April 1945 mit einer rot-blauen Collage von einem Mann, der aus einer Luke rauskommt und diese aufhält, damit ein weiterer Mann herausrauskommen kann.

Het Onderwater-Cabaret vom 3. Apr 1945; Jüdisches Museum Berlin, Konvolut/816, Sammlung Curt Bloch, Leihgabe der Charities Aid Foundation America dank der groß­zügigen Unter­stützung der Familie von Curt Bloch

Informationen zur Ausstellung im Überblick

  • Wann 9. Feb bis 23. Jun 2024
  • Wo Libeskind-Bau EG, Eric F. Ross Galerie
    Lindenstraße 9–14, 10969 Berlin
    Zum Lageplan
Collage in grau-blau auf orangem Hintergrund mit blauer Zickzacklinie: der Kopf eines Mannes in einer Taucherglocke, seine Hand umfasst einen Schlauch, daneben ein Manometer.

Alle Angebote zur Ausstellung „Mein Dichten ist wie Dynamit“ Curt Blochs Het Onderwater Cabaret

Über die Ausstellung
Aktuelle Seite: „Mein Dichten ist wie Dynamit“ Curt Blochs Het Onderwater Cabaret – 9. Feb bis 23. Jun 2024
Begleitprogramm
Katastrophe. Wirken im Versteck. Führung durch die Ausstellung – Termin nach Absprache
Ausstellungseröffnung – 8. Feb 2024
Kuratorenführung für Mitglieder der FREUNDE DES JMB – 8. Apr 2024
Joodse vluchtelingen – Schicksale deutsch-jüdischer Emigrant*innen in den Niederlanden – 3. Mär 2024
Archivbestände zu deutschen Jüdinnen und Juden in den Niederlanden – Show and Tell für Mitglieder der FREUNDE DES JMB, 7. Mär 2024
Het Onderwater Cabaret Live. Ein musikalisch-literarischer Abend – 11. Apr 2024
Publikationen
JMB Journal 26: Het Onderwater Cabaret – Sonderausgabe zur Ausstellung
Digitale Angebote
OWC-Online-Feature – Ein Blick hinter die Kulissen der Aus­stellung
Leben und Werk von Curt Bloch – Essay mit biografischen Einblicken, JMB Journal 26
Versteckt in Enschede. Zeitzeugengespräch mit Herbert Zwartz – Video-Mitschnitt vom 16. April 2024 am Jüdischen Museum Berlin
Auf dem Flügel meiner Phantasie – Video mit Marina Frenk, Richard Gonlag und Mathias Schäfer, auf Deutsch, Niederländisch und in deutscher Gebärdensprache
„Es ist kompliziert“ – Ein Text von Simone Bloch, Tochter von Curt Bloch, JMB Journal 26
„Ik neurie mee ’t propellerlied …“ – Essay über Het Onder­water-Cabaret als Zeugnis poli­tischen Wider­stands im nieder­ländischen Exil (1943–1945)
Untergrundliteratur in den Niederlanden 1940–1945 – Essay, JMB Journal 26
Alle Audiostücke der Ausstellung – mit Transkriptionen und Übersetzungen
Alle Ausgaben von Het Onderwater-Cabaret – zum Durchblättern
Siehe auch
Überleben im Versteck
Zum Webprojekt www.curt-bloch.com

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