23. März bis 15. Juli 2012 Jüdische Migranten aus Osteuropa in den 1920er Jahren
Schwellen-Verlag
- Kantstraße/Ecke Kaiser-Friedrich-Straße im Juni 2012 © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Gelia Eisert
Quer durch den Westberliner Stadtteil Charlottenburg verläuft die Kantstraße. Hier hatte der 1920 gegründete Schwellen-Verlag seinen Sitz. Er war einer der renommiertesten jiddischsprachigen Buch-Verlage im damaligen Berlin.
Der Name des Verlags leitete sich ab vom Titel eines 1919 erschienenen jiddischen Gedichtbands: »Schweln« von Peretz Markisch.
- Kantstr. 68 © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Gelia Eisert
Leib Kwitko (1890–1952) war einer der bedeutendsten russisch-jiddischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Er lebte von 1922 bis 1925 in Berlin und Hamburg. Kwitko war für seine Gedichte und Kinderbücher bekannt, die er auch im Schwellen-Verlag publizierte. 1925 kehrte er in die Sowjetunion zurück, wo er später Opfer der stalinistischen Säuberungen wurde.
- Fojglen (Vögel), 1922 © William L. Gross, Gross Family Collection Ramat Aviv
Das jiddische Kinderbuch »Fojglen« (Vögel) von Leib Kwitko, das 1923 im Schwellen-Verlag erschien, hatte Issachar Ber Ryback illustriert.
Ryback ließ sich in seiner Buchgestaltung von der russischen Volkskunst und traditionellen jüdischen Motiven inspirieren. In der Ukraine hatte er jüdische Grabsteine und Synagogengebäude gezeichnet und das Leben in den kleinen jüdischen Gemeinden skizziert. Diese Skizzen flossen später in seine Buchillustrationen ein.
Eine Illustration von Ryback findet sich auch auf dem Einband des jiddischen Kinderbuchs »In wald« (Im Wald) von Leib Kwitko, das 1922 bei Schwellen publiziert wurde.
Der Text zur Abbildung lautet: »Plötzlich schnaubt es unter ihm / und es packt ihn etwas stark, / hebt empor ihn in die Lüfte: / er sitzt wie auf einem Berg! Ach, der Elefant, der Liebe, / mit dem Rüssel, war der Held - / er nimmt Itzi auf den Rücken, / und er trägt ihn, nicht zu schnell.«
- In wald (Im Wald), 1922 © The National Library of Israel
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