Yael Bartana thematisiert in ihren Videoarbeiten moderne Rituale und deren Beziehung zum Alltag und zur Allgegenwart des Krieges in Israel. Jedes Jahr am »Jom haZikaron«, dem Gedenktag für die gefallenen Soldaten der israelischen Kriege und Opfer des Terrorismus, heulen Sirenen im ganzen Land; alle Bürger sind aufgefordert, zwei Schweigeminuten einzulegen.
Während die Sirenen heulen richtete die Künstlerin in »Trembling Time« ihre Kamera aus einem erhöhten Blickwinkel auf die Stadtautobahn von Tel Aviv. Bartana zieht den Moment in die Länge, in dem der Verkehr zum Stillstand kommt und alles Leben innehält. Sie erzeugt damit gespenstische Bilder in der unheimlichen Stille. Der Betrachter erlebt das Gedenkritual als ästhetische Erfahrung. »Trembling Time« beschreibt einen der seltenen Momente im heutigen Israel, in denen die gesamte Bevölkerung zu einer Demonstration von Einheit zusammenfindet. Die Installation weist auf die Macht des Zeremoniellen in der israelischen Gesellschaft hin und hinterfragt die Verpflichtung des Einzelnen, sich staatlich verordneten Gedenkritualen zu unterwerfen.
Yael Bartana (geboren 1970) lebt in Tel Aviv und Amsterdam
»Trembling Time«, 2001 (Ein-Kanal-Videoinstallation, 6 Min. 20 Sek. mit einem Soundtrack von Tao G. Vrhovec Sambolec)
Leihgabe Annet Gelink Gallery, Amsterdam
Sammlung The Israel Museum, Jerusalem