In Wim Wenders' Panoramaaufnahmen von Jerusalem kommuniziert der Künstler und Filmemacher seine Vorstellung der Stadt als einen Ort, in dem Vergangenheit und Gegenwart ineinander verschmelzen. Wenders hat zwei Szenen fotografiert: Einen aufgewühlten Friedhof in der Nähe der heiligen Grabstätten des Berges Zion, wo sich auch das Grab König Davids befindet, und eine Mülldeponie nahe dem Ölberg, dem Ort, an dem Jesus mit seinen Jüngern zusammenkam. Die Zeit und die Kräfte der Natur haben die historische Erinnerung verblassen lassen, und der mystische Geist dieser heiligen Stätten scheint verschwunden zu sein.
»Jerusalem Seen from the Mount of Olives« beruft sich auf den traditionellen Glauben, dass die hier begrabenen Juden die ersten sein werden, die von den Toten auferstehen, wenn der Messias kommt. Unter diesen Umständen würden die wiederauferstandenen Juden vor einem mit Müll übersäten Hügel und dem Felsendom auf dem Tempelberg am Horizont stehen. In »Jerusalem Seen from Mount Zion«, existiert eine ähnliche Gegenüberstellung - der Blick vom Grab König Davids, das auf der Fotografie nicht zu sehen ist, richtet sich auf die Al-Aqsa-Moschee, welche die große Nähe zweier verschiedener religiöser Traditionen zeigt.
Wim Wenders (geboren 1945) lebt in Los Angeles und Berlin
»Jerusalem Seen from the Mount of Olives«, 2000 (Chromogendruck)
The Jewish Museum, New York; Erwerbung aus den Mitteln der Fotografie Ankaufskommission und Schenkung von Alice and Nahum Lainer, 2004-62