Die Hysterie ist eine überwiegend Frauen zugeschriebene Neurose. Nach Freud liegt ihr Grund in sexuellen Wünschen in der Kindheit, die verdrängt werden und sich in körperlichen Symptomen äußern. Die Leugnung eigener - sexueller - Wünsche bei der Hysterikerin ist insofern auch eine Spiegelung weiblicher Rollenklischees. Als Erwachsene stellt sie oftmals die Wünsche des Geliebten in den Vordergrund. Das ist ihre Vorstellung von Liebe.
Die Hysterikerin geht zum Analytiker meist in der Erwartung, er werde ihr sagen, was zu tun ist. Doch um ihre Fähigkeit zu Liebesbeziehungen zu verändern, muss die Patientin dazu gebracht werden, sich ihrer eigenen Wünsche bewusst zu werden und sich weniger damit zu beschäftigen, was der Andere will. Der Analytiker wird versuchen, der Patientin klar zu machen, dass nur sie wissen kann, was sie tun soll.
Dora kann sich nicht erklären, welchen Platz die weibliche Sexualität innerhalb der Familie hat und was genau ihr Vater begehrt, der sagt: »Ich habe nichts an meiner Frau.« In der Folge beginnt Dora sich mit Frau K. zu identifizieren, mit der ihr Vater ein Verhältnis hat. Als sich dann der Mann von Frau K. in Dora verliebt, gibt ihr das die Möglichkeit, den Vater als Liebesobjekt aufzugeben und eine eigene sexuelle Identität zu entwickeln. Doch Herr K. gesteht Dora seine Liebe mit denselben Worten »Ich habe nichts an meiner Frau.« Damit verliert Dora wieder ihr Vorbild und die Möglichkeit, sich die Frage zu beantworten, was es heißt, eine Frau zu sein. Schockiert verweigert sie jedes weitere Treffen mit Herrn K. Einige Zeit später kommt es zu ihrer Selbstmorddrohung und der Verstärkung ihrer Krankheitssymptome wie Bewusstlosigkeit und wochenlange Hustenanfälle.