Trieb

Zwei Plastikfiguren: Junge mit Ziehharmonika und Mädchen, das sich im Kreis dreht.
Was ist der Trieb?

Der Trieb steht im Mittelpunkt der Theorie Freuds. Anders als biologische Bedürfnisse wie Hunger und Durst zeichnet sich der Sexualtrieb dadurch aus, dass er nicht an feste Ziele gebunden ist und nie völlig befriedigt werden kann. Dies unterscheidet den Menschen von allen anderen Lebewesen und ermöglicht ihm, sich und seine Welt zu verändern. Nach Freud ist die kulturelle Welt nichts anderes als eine Sublimierung des Sexualtriebs.

Der Trieb bezeichnet somit eine eigenständige Kraft, die Körper und Psyche miteinander verbindet und wechselseitig beeinflusst: Verdrängte Wünsche können sich in körperlichen Symptomen ausdrücken, und die eigene sexuelle Identität kann viel stärker von gesellschaftlichen Vorstellungen bestimmt sein als vom biologischen Geschlecht.

Anna O.

Während der Pflege ihres kranken Vaters hört Anna O. einmal aus der Ferne Tanzmusik. Sie überkommt die Lust, tanzen zu gehen. Gleichzeitig möchte sie jedoch die aufopferungsvolle Tochter sein, wie es von ihr erwartet wird. Sie wehrt den Wunsch nach Befriedigung ihrer eigenen Triebe ab und verdrängt ihn. Damit aber ist ihrem Trieb das Ziel genommen, und er sucht sich eine andere Form der Befriedigung. Das Unbewusste übersetzt den psychischen Konflikt in ein körperliches Symptom und kehrt dabei das ursprüngliche Ziel um: Aus dem Wunsch sich zu vergnügen und zu tanzen, entsteht die gegenteilige Reaktion der Lähmung.