Freud unterscheidet drei Instanzen, die sich in jedem Menschen überlagern: das Ich, das Es und das Über-Ich. Das Über-Ich bezeichnet er als Ergebnis des Ödipuskomplexes und der Verinnerlichung der elterlichen Kritik. Das Gewissen und alle moralischen Normen haben hier ihren Sitz. Das Ich ist stets darum bemüht, zwischen den Ansprüchen des Über-Ichs und den eigenen Trieben zu vermitteln. Den Sitz dieser Triebe verortet Freud im »Es« und fordert: »Wo Es war, soll Ich werden.«
In der Behandlung des Neurotikers geht es maßgeblich darum, die Konflikte zwischen den drei Instanzen zur Sprache zu bringen. Auf diese Weise soll das Ich als Vermittler gestärkt werden. Hierfür ist wichtig, die Impulse aus dem »Es« in größerem Maße zur Geltung zu bringen und die Ansprüche des Über-Ichs zurückzuschrauben. Denn je mehr man dem Über-Ich nachgibt, umso unbarmherziger und kleinlicher wird es.
»Es hat mich interessiert, den Berufsoffizieren zu zeigen, dass man nicht nur etwas gelernt hat, sondern auch etwas aushalten kann. Eines Tages machten wir einen kleinen Marsch. Auf der Rast verlor ich meinen Zwicker.« (VII, 391) - Im Laufe der Analyse stellt sich heraus, dass sich hinter diesem Verlust ein unbewusstes Motiv verbirgt: Ein anderes Wort für Zwicker ist »Kneifer«, und kneifen will der Rattenmann auf gar keinen Fall. Vielmehr will er dem Vater und sich selbst beweisen, ein »echter Mann« zu sein. An den väterlichen Vorwurf, immer zu kneifen, möchte er gar nicht erst erinnert werden; deshalb verlor er seinen Zwicker.