Emigration/Exil
Das lateinische Wort „exilium“ bedeutet „in der Fremde weilend“. Es kann unterschiedliche Gründe geben, warum jemand gezwungen ist, ins Exil zu gehen. Heutzutage gehen Menschen ins Exil, weil sie aus religiösen, ethnischen, kulturellen oder anderen Gründen verfolgt und bedroht werden und im schlimmsten Fall um ihr Leben fürchten müssen.
Aus Deutschland mussten während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft zwischen 1933 und 1945 zahlreiche Menschen fliehen – einige aus politischen und verschiedenen anderen Gründen, die meisten jedoch, weil sie als Jüdinnen*Juden verfolgt wurden: Jüdinnen*Juden durften damals in Deutschland immer weniger Berufe ausüben, für jüdische Kinder und Studierende wurden die Möglichkeiten, Schulen und Universitäten zu besuchen, stark eingeschränkt. Hinzu kamen immer mehr Maßnahmen zum Entzug von Besitz und Bürgerrechten, Einschränkungen bei der Versorgung mit Lebensmitteln und bei der Bewegungsfreiheit, wie dem Besuch von Kinos, Schwimmbädern, Vereinen und vieles andere mehr.
Als schließlich im November 1938 Synagogen sowie Geschäfte jüdischer Inhaber*innen zerstört und viele Jüdinnen*Juden beleidigt, bedroht, misshandelt und sogar willkürlich inhaftiert wurden, erreichte die Fluchtwelle aus Deutschland ihren Höhepunkt. Doch die möglichen Zufluchtsländer verschärften zunehmend die Einreisebedingungen, sodass es immer schwieriger wurde, eine Ausreise zu organisieren. Viele konnten sich die Flucht auch einfach nicht leisten, die nicht zuletzt sehr viel Geld kostete. Bis zum endgültigen Auswanderungsverbot für Jüdinnen*Juden am 23. Oktober 1941 flohen ungefähr 275.000 Personen aus Deutschland – das ist mehr als die Hälfte der deutsch-jüdischen Bevölkerung von 1933.