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Ein seltenes Sammlerstück aus unserer Bibliothek: Leo Baecks Aufsatzsammlung

Blick ins Depot

Umschlag eines Buches in Schwarz-Rot mit goldenen Lettern

Leo Baeck, Aus drei Jahrtausenden. Wissenschaftliche Untersuchungen und Abhandlungen zur Geschichte des jüdischen Glaubens; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Wolfgang Hamburger, Foto: Jens Ziehe

Nur ganz wenige Exemplare der Erstausgabe dieses Buches existieren noch auf der Welt, denn bereits kurz nach seinem Erscheinen wurde es 1938 auch schon wieder verboten. Es handelt sich um die Aufsatzsammlung Aus drei Jahrtausenden von Leo Baeck (1873–1956). Der Rabbiner war einer der bedeutendsten Vertreter*innen des deutschen liberalen Judentums, lehrte an der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und war ab 1933 Präsident der Reichsvertretung der Deutschen Juden.

Aufgeschlagenes Buch mit Inhaltsverzeichnis

Das Inhaltsverzeichnis von Leo Baecks Aufsatzsammlung Aus drei Jahrtausenden; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Wolfgang Hamburger, Foto: Jens Ziehe

Fast die gesamte Auflage wurde eingestampft

Als der Berliner Schocken-Verlag die Aufsatzsammlung von Leo Baeck publizierte, geschah das mit Zustimmung der Gestapo. Unmittelbar nach Erscheinen des Bandes zog sie diese jedoch wieder zurück, sodass fast die gesamte Auflage eingestampft werden musste. Einige wenige Exemplare gelangten vor dem Verbot noch ins Ausland. In Bibliotheken der USA, in Jerusalem und Kopenhagen überdauerten diese kostbaren Sammlerstücke die Zeit der NS-Herrschaft.

Gestapo

Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) war die Politische Polizei während des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945. Als Instrument der NS-Regierung besaß sie weitreichende Machtbefugnisse bei der Bekämpfung politischer Gegner*innen. 
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Leo Baeck: Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Wort und Tat

Die Aufsätze sind Abhandlungen zur Geschichte des jüdischen Glaubens. Im Jahr 1938 erschienen, können sie als Kampfansage an die Ideologie der Nationalsozialist*innen verstanden werden. Eine zweite Auflage des Bandes erschien erst 1959 und versammelte 22 der ursprünglich 24 thematisch weit gefächerten Aufsätze, die Baeck in vier Jahrzehnten verfasst hatte.

Leo Baeck lehnte alle Angebote zur Emigration aus Deutschland ab und wurde 1943 nach Theresienstadt deportiert. Als er nach seiner Befreiung 1945 nach London emigrierte, besaß er selbst kein Exemplar seines bedeutenden Werks.

KZ Theresienstadt

Das Konzentrationslager Theresienstadt in der damals vom Deutschen Reich besetzten Tschechoslowakei war von 1941 bis 1945 ein Sammel- und Durchgangslager zunächst vor allem für tschechische Jüdinnen*Juden. Nach der Wannseekonferenz wurden seit 1942 auch alte oder als prominent geltende Jüdinnen*Juden aus Deutschland und anderen besetzten europäischen Ländern in das Lager deportiert. In der NS-Propaganda wurde Theresienstadt zum „Altersghetto“ verklärt und während einer kurzen Phase als angebliche „jüdische Mustersiedlung“ verschiedenen ausländischen Besucher*innen vorgeführt.
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Die Geschichte unseres Exemplars

Das seltene Exemplar der ersten Auflage, das sich in unserer Sammlung befindet, wurde dem Museum 2004 von Wolfgang Hamburger geschenkt. Der in Stettin geborene Rabbiner nahm im Herbst 1939 ein Studium an der Berliner Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums auf. Ab 1941 musste Hamburger Zwangsarbeit leisten, nach 1945 nahm er dann als einer der ersten Studierenden ein Studium in Berlin auf und emigrierte 1947 schließlich in die USA, wo er 2012 verstarb. Der handschriftliche Vermerk „Wolfgang Hamburger, 12. März 1942“ vorne im Buch erinnert an den Vorbesitzer des Exemplars.

Titel Aus drei Jahrtausenden. Wissenschaftliche Untersuchungen und Abhandlungen zur Geschichte des jüdischen Glaubens
Autor Leo Baeck
Sammlungsgebiet Bibliothek
Ort und Datierung Berlin 1938
Erwerb Schenkung von Wolfgang Hamburger

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