Ein wichtiger Moment für die Familie Zwilsky
Wiedereinweihung der Synagoge des Jüdischen Krankenhauses, Berlin, 3. Juni 1946, Schenkung von Klaus M. Zwilsky, 2003
Zahlreiche Objekte unserer Museumssammlungen erhalten wir durch großzügige Schenkungen von Stifter*innen aus der ganzen Welt. Diese Objekte wurden über Jahre bewahrt, an nächste Generationen weitergegeben und prägen die Erinnerungen innerhalb der Familien. Dass uns diese Objekte geschenkt werden, zeugt von großem Vertrauen und ist wichtiger Ansporn für unsere tägliche Arbeit.
Eine Fotografie zwischen Familien- und Zeitgeschichte
2003 gelangte die hier abgebildete Fotografie als Teil einer umfangreichen Sammlung in das Museum – gestiftet durch Klaus M. Zwilsky. Sie zeigt die Wiedereinweihung der Synagoge des Jüdischen Krankenhauses in Berlin am 3. Juni 1946. Sicherlich ein wichtiger Moment für die Familie Zwilsky: Bereits im Juli 1945 fand dort Klaus Zwilskys Bar Mizwa statt und auch sein Vater Erich Zwilsky hatte eine enge Bindung an den Ort, da er bereits seit 1941 als Apotheker im Jüdischen Krankenhaus arbeitete und nach Kriegsende für kurze Zeit dort Verwaltungsleiter war.
Das Jüdische Krankenhaus in Berlin-Wedding
Das Jüdische Krankenhaus in der Iranischen Straße in Berlin-Wedding entwickelte sich in der unmittelbaren Nachkriegszeit zum Zentrum der Gemeindearbeit. Auf dem Gelände wurden Verwaltungsbereiche angesiedelt, eine Fürsorge- und Beratungsstelle für Rückkehrer und Auswanderer eingerichtet und Gemeindeangehörige betreut. Trotzdem wurde das wiedererwachende Gemeindeleben zu dieser Zeit nur provisorisch eingerichtet. Die meisten Jüdinnen und Juden wollten sowohl Berlin als auch Deutschland schnellstmöglich verlassen, um an einem anderen Ort ein neues Leben anfangen zu können. So auch Erich Zwilsky, der mit seiner Frau Ruth und dem gemeinsamen Sohn Klaus 1946 über Schweden in die USA emigrierte.
Erster Gottesdienst und Wiedereinweihung
Die Fotografie ist wichtiges Zeugnis der Familiengeschichte Klaus Zwilskys, aber zeitgleich auch der jüdischen Gemeinschaft in Berlin. In der kleinen Synagoge des Krankenhauses konnte trotz Bombenschäden bereits am 11. Mai 1945 ein erster Gottesdienst mit einem sowjetischen Armee-Rabbiner stattfinden. An der festlichen Wiedereinweihung am 3. Juni 1946 nahmen viele Würdenträger und Vertreter des alliierten Militärs teil, zudem der Kantor Oscar Ruschin und der Rabbiner Martin Riesenburger. Letzterer war zu dieser Zeit eine zentrale Figur in der Berliner jüdischen Gemeinde. Seit 1933 arbeitete er als Prediger und Seelsorger im jüdischen Altersheim und Krankenhaus. Ab 1943 war er als Rabbiner auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee tätig und konnte dort geheime Gottesdienste abhalten und bei der Rettung von zahlreichen Torarollen mitwirken.
Theresia Ziehe, Kuratorin für Fotografie
Zitierempfehlung:
Theresia Ziehe (2021), Ein wichtiger Moment für die Familie Zwilsky. Wiedereinweihung der Synagoge des Jüdischen Krankenhauses, Berlin, 3. Juni 1946, Schenkung von Klaus M. Zwilsky, 2003.
URL: www.jmberlin.de/node/8417