Chanukka dauert acht Tage ...
und für jeden dieser Tage gibt es hier was Kleines zu entdecken
1. Wann geht’s überhaupt los?
Nach dem hebräischen Kalender beginnt das Fest am Vorabend des 25. Kislew. Die Monate des jüdischen Kalenders orientieren sich an den Mondphasen, deshalb lässt sich der 25. Kislew nicht in ein festes Datum im gregorianischen Kalender übersetzen.
Dennoch finden Feste jeweils zu einer bestimmten Jahreszeit statt und bleiben damit am Sonnenjahr orientiert: Denn alle zwei bis drei Jahre wird im jüdischen Kalender jeweils ein Schaltmonat eingeschoben, der den Unterschied zwischen dem Mond- und dem Sonnenjahr fast vollständig ausgleicht.
Jüdische Feiertage wandern deshalb nicht durch das ganze gregorianische Jahr, wie das beispielsweise beim muslimischen Fastenmonat Ramadan der Fall ist. Und der erste Tag von Chanukka fällt so meist auf ein Datum im Dezember, aber gelegentlich geht’s auch schon Ende November los.
Wer Chanukka feiert, holt ihre*seine Chanukkia hervor und macht sie für das achttägige Kerzenanzünden bereit. Sie sollte gut sichtbar vor dem Haus oder dem Fenster platziert werden, um das Wunder von Chanukka bekannt zu machen – so will es der Brauch. Am ersten Abend wird die erste Kerze angezündet, am zweiten sind es dann schon zwei, usw. – jeden Abend eine mehr als am Vorabend.
Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem und ein damit verbundenes Wunder. Mit echten Wundern können wir hier nun wiederum nicht aufwarten; wohl aber mit ein paar wunderbaren Fundstücken aus unseren Beständen und den Weiten des WorldWideWebs. Außerdem gibt es im Jüdischen Museum an Chanukka meist eine tägliche kleine Zeremonie mit Kerzenanzünden und Musik. Wer mag, ist herzlich eingeladen daran teilzunehmen. Die aktuellen Termine finden Sie jeweils beizeiten in unserem Veranstaltungskalender.
2. Welche Kerze zuerst?
Ob Sie die Kerzen von links nach rechts oder von rechts nach links in die Chanukkia setzen müssen und von welcher Seite Sie wiederum mit dem Anzünden beginnen sollten, erfahren Sie hier mittels eines der schönsten Genres – dem Erklärfilm:
3. Welcher Chanukka-Leuchter passt zu mir?
Ein Chanukka-Leuchter zeichnet sich durch acht linear angeordnete Arme und ein zusätzlich angebrachtes Licht aus („Schamasch“ oder „Diener“), das zum Anzünden verwendet wird. Bei der weiteren Gestaltung der Chanukkia sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt …
4. Was gibt’s zu essen?
Traditionell gibt es Latkes (Kartoffelpuffer) und Sufganiot (Krapfen). Da Chanukka zwar nicht ohne Öl auskommt, aber gut auf tierische Produkte verzichten kann, gibt es die passenden Rezepte hier jeweils in einer klassischen und einer veganen Variante:
Rezepte für Latkes und Sufganiot (klassisch)
Latkes
Zutaten (für vier Portionen)
- 6 mittelgroße Kartoffeln
- 1 mittelgroße Zwiebel
- 2 Eier, verquirrlt
- 60 g Mehl
- Salz und frisch gemahlener Pfeffer nach Geschmack
- Pflanzenöl zum Braten
- Apfelmus
- Sauerrahm
Zubereitung
Kartoffeln und Zwiebeln fein raspeln. In einem Sieb abtropfen lassen und so viel Flüssigkeit wie möglich herauspressen.
In eine große Schüssel geben und Eier und Mehl unterrühren. Mit Salz und Pfeffer würzen.
Öl in der Pfanne erhitzen. Den Teig esslöffelweise in das heiße Öl geben und ca. zwei Minuten frittieren, bis die Unterseite gebräunt ist. Wenden und noch ein bis zwei Minuten frittieren, bis auch die andere Seite goldbraun ist. Auf Küchenpapier abtropfen lassen. Die Latkes auf eine Servierplatte legen und bei 150°C im Backofen warm halten.
Mit Apfelmus oder Sauerrahm servieren.
Sufganiot
Zutaten
- 40 g Hefe
- 6 TL Zucker
- 500 g Mehl
- Saft von einer Orange
- 1 Ei
- 3 EL Butter
- Pflanzenöl zum Frittieren
- Puderzucker zum Bestäuben
Zubereitung
Die Hefe und zwei Teelöffel Zucker in lauwarmem Wasser auflösen und 15 Minuten gehen lassen.
Das Mehl in eine große Schüssel geben, eine Prise Salz, den Orangensaft, das Ei, Butter, einen Esslöffel Öl, vier Teelöffel Zucker sowie das Hefegemisch unterrühren. Den Teig mit einem Küchentuch bedecken und an einem warmen Ort mindestens eine Stunde gehen lassen.
Anschließend ausrollen, bis der Teig etwa zweifingerdick ist, und mit einer runden Form (einem Glas) Kreise ausstechen. Diese an einem warmen Ort weitere 30 Minuten gehen lassen.
Ausreichend Pflanzenöl in einem Topf erhitzen und die Kreise darin frittieren, dabei den Topf mit einem Deckel verschließen und die Sufganiot zwischendurch wenden. Wenn sie goldbraun sind, herausnehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen. Mit Puderzucker bestreuen.
Rezepte für Latkes und Sufganiot (vegan)
Latkes
Zutaten (für vier Portionen)
- ¾ Tasse zarte Hafer- oder Quinoa-Flocken
- 6 mittelgroße Kartoffeln
- 1 mittelgroße Zwiebel
- ½ Tasse Matzemehl (oder ½ Tasse zusätzliche Quinoa-Flocken)
- Salz und frisch gemahlener Pfeffer nach Geschmack
- Pflanzenöl zum Braten
- Apfelmus
- Vegane saure Sahne
Zubereitung
In einer hitzebeständigen Schüssel die Hafer- oder Quinoaflocken mit eineinhalb Tassen kochendem Wasser vermischen.
Kartoffeln und Zwiebeln fein raspeln. In einem Sieb abtropfen lassen und so viel Flüssigkeit wie möglich herauspressen.
Die geriebenen Kartoffeln und Zwiebeln sowie das Matzemehl in einer Rührschüssel vermischen. Haferflocken einrühren und mit Salz und Pfeffer würzen.
Öl in der Pfanne erhitzen. Den Teig esslöffelweise in das heiße Öl geben und ca. zwei Minuten frittieren, bis die Unterseite gebräunt ist. Wenden und noch ein bis zwei Minuten frittieren, bis auch die andere Seite goldbraun ist. Auf Küchenpapier abtropfen lassen. Die Latkes auf eine Servierplatte legen und bei 150°C im Backofen warm halten.
Mit Apfelmus oder veganem Sauerrahm servieren.
In den Teig können Sie auch klein gehackten Lauch, Karotten, Sellerie oder geraspelte Süßkartoffeln geben.
Sufganiot
Zutaten
- 500 g Mehl
- 200 ml Sojamilch
- 6 TL Zucker
- Saft von einer Orange
- eine Prise Salz
- 40 g Hefe
- 300 ml Sonnenblumenöl
- 1 TL Vanillezucker
- Puderzucker zum Bestäuben
Zubereitung
Die Hefe und zwei Teelöffel Zucker in lauwarmem Wasser auflösen und 15 Minuten gehen lassen. Das Mehl in eine großen Schüssel geben, eine Prise Salz, den Orangensaft, die Sojamilch, vier Teelöffel Zucker, einen Teelöffel Vanillezucker, das Hefegemisch und das Sonnenblumenöl unterrühren. Den Teig mit einem Küchentuch bedecken und an einem warmen Ort mindestens eine Stunde gehen lassen.
Anschließend ausrollen, bis der Teig etwa zweifingerdick ist, und mit einer runden Form (einem Glas) Kreise ausstechen. Diese an einem warmen Ort weitere 30 Minuten gehen lassen.
Ausreichend Pflanzenöl in einem Topf erhitzen und die Kreise darin frittieren, dabei den Topf mit einem Deckel verschließen und die Sufganiot zwischendurch wenden. Wenn sie goldbraun sind, herausnehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen. Mit Puderzucker bestreuen.
Und so sieht’s aus:
5. Was wird gespielt?
Das traditionelle Spiel zu Chanukka wird mit einem Dreidel gespielt. Der Dreidel (auch Dreidl, Dredl, Trendl, Trendel, Trenderl oder hebräisch Sevivon) ist ein würfelförmiger Kreisel mit vier Seiten.
Auf jeder Seite ist einer der hebräischen Buchstaben Nun, Gimel, He, Schin (bzw. Pe) abgebildet. Diese Buchstaben wiederum sind die Anfangsbuchstaben des Satzes „Nes gadol haja scham“
(oder „Nes gadol haja po“
), der bedeutet: „Ein großes Wunder geschah dort“
bzw. „Ein großes Wunder geschah hier“
– je nachdem, ob das Spiel in der Diaspora oder in Israel gespielt wird.
Spielanleitung
Beim Dreidel-Spiel legt zunächst jede*r Spieler*in einen vorab vereinbarten Einsatz, wie z.B. Chanukka-Geld aus Schokolade oder Bonbons, in die Mitte.
In der Regel beginnt der*die jüngste Spieler*in. Der Kreisel wird abwechselnd gedreht und der Buchstabe, der schließlich oben steht, legt fest, was die Person, die an der Reihe ist, tun muss:
- „Nun“ bedeutet „nichts“, der*die Spieler*in gewinnt nichts, verliert aber auch nichts
- „Gimel“ bedeutet „gut“ oder „ganz“, der*die Spieler*in hat Glück und gewinnt alles, was zu diesem Zeitpunkt in der Mitte liegt
- „He“ bedeutet „halb“, der*die Spieler*in erhält die Hälfte von dem, was gerade in der Mitte liegt
- Wenn „Schin“ oder „Pe“ oben liegt, bedeutet das „schlecht“, der*die Spieler*in muss ein oder zwei Münzen ihres*seines Spielgeldes in die Mitte legen
Und wer kein Spielgeld mehr übrig hat, scheidet aus.
DIY
Die Spielregeln gibt’s auch auf unserem Dreidel-Bastelbogen zum Runterladen. Um den Dreidel zu basteln, werden außer dem Bastelbogen noch eine Schere, etwas Klebstoff und ein Bleistift benötigt.
Download (PDF / 181.4 KB / auf Deutsch / nicht barrierefrei)
6. Was ist die passende Musik?
Es gibt traditionelle und sehr unkonventionelle Chanukka-Songs. Entscheiden Sie, welche davon in welche Kategorie gehören …
7. Gibt’s eigentlich auch Geschenke?
Ursprünglich wurden an Chanukka keine Geschenke verteilt. Dennoch hat sich um das jüdische Weihefest mittlerweile eine Geschenke-Tradition gebildet, wie Sie im Beitrag Die Kommerzialisierung des Chanukka-Festes nachlesen können. Kein Wunder also, dass einige Objekte in unserer Sammlung plüschiger Chanukka-Kitsch sind – und made in China.
8. Und was ist eigentlich Weihnukka?
Chanukka und Weihnachten haben einiges gemeinsam: Zu beiden Festen zündet man Lichter an, um die dunkle Jahreszeit etwas erträglicher zu machen. Beide Feste fallen auf den 25. eines Monats und starten am Vorabend – Weihnachten auf den 25. Dezember, Chanukka auf den 25. Kislew, den neunten Monat im jüdischen Kalender. Beide Feste entwickelten sich zwischen Tradition, Familienfeier und Konsumspektakel – all diesen Themen widmete das Jüdische Museum 2005/06 sogar eine eigene Ausstellung: Weihnukka. Geschichten von Weihnachten und Chanukka (mehr dazu auf unserer Website).
Die weihnachtliche Stimmung allüberall kann in christlich dominierten Mehrheitsgesellschaften für Jüdinnen*Juden mitunter eine Konfliktsituation erzeugen, die sich in den USA beispielsweise im Begriff „December Dilemma“ widerspiegelt.
Das „December Dilemma“ führt aber auch zu neuen Festtraditionen: Jüdische Familien werten Chanukka als Festtag auf und beschenken an allen acht Tagen ihre Kinder, Areligiöse bzw. nicht-christlich Geprägte versenden neutrale Grußkarten mit „Seasons greetings“. Und interreligiöse Familien, Freundeskreise und sonstige Gruppen wie beispielsweite die Belegschaft dieses Museums feiern mitunter beide Feste in hybrider Form als Weihnukka bzw. – im englischen Sprachraum – Chrismukkah .
Mit weiteren Details zum historischen Ursprung des Festes und Infos zu einigen Bräuchen versorgt Sie unser geschätzter Kollege David Studniberg in seinem Text Chanukka. 8 Facts rund um das jüdische Weihefest auf dieser Website.
Zitierempfehlung:
Jüdisches Museum Berlin (2017/20), Chanukka dauert acht Tage .... und für jeden dieser Tage gibt es hier was Kleines zu entdecken.
URL: www.jmberlin.de/node/7573
Feiertage: Alte Riten, neue Bräuche (19)