JMB startet Ausstellungsreihe zu Highlights aus dem Depot
Pressemitteilung von Di, 21. Jan 2025
Das Jüdische Museum Berlin (JMB) wird zukünftig unter dem Label „JMB Sammlung“ Ausstellungen zu ausgewählten Beständen der eigenen Sammlung zeigen – bei freiem Eintritt. Das Museum will damit dem eigenen Sammlungsbestand mehr Raum geben: Die Reihe stellt Objekte aus, die noch nie gezeigt wurden oder die neue Blickwinkel auf die vielfältige jüdische Kultur in Deutschland eröffnen. Das JMB präsentiert die Ausstellungen in der Eric F. Ross Galerie im Erdgeschoß des Libeskind-Baus. Sie widmen sich in diesem Jahr Leonard Freed, Salman Schocken – in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Autor Joshua Cohen – und Claude Lanzmann, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre und dessen Film Shoah vor 40 Jahren Geschichte geschrieben hat.
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Deutsche Juden heute. Leonard Freed
Die Fotoausstellung Deutsche Juden heute. Leonard Freed eröffnet die Reihe. Der Magnum-Fotograf Leonard Freed (1929–2006) fotografierte Anfang der 1960er Jahre Jüdinnen und Juden in Westdeutschland, überwiegend in den Gegenden um Frankfurt und Düsseldorf. Seit der Befreiung von Auschwitz waren noch keine 20 Jahre vergangen, in der Bundesrepublik Deutschland begann die Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen gerade erst. Die in der BRD lebenden Jüdinnen und Juden beschrieben ihr Lebensgefühl zumeist als fragil, es existierten nur wenige und kleine jüdische Gemeinden. Mit seinen Aufnahmen trat Freed der Unwissenheit der nichtjüdischen Deutschen über die unsichtbare jüdische Minorität in ihrem Land entgegen. Alle 52 Fotografien der Serie, die Freed 1965 unter dem Titel Deutsche Juden heute publizierte, gehören zur Sammlung des JMB. Die Serie wird zum ersten Mal komplett ausgestellt. Der Diskurs um die Möglichkeit, als Jüdin oder Jude in Deutschland zu leben, dauert bis heute an.
Die Ausstellung hat am 11. November 2024 eröffnet, seitdem wird die Website kontinuierlich um weitere Informationen über den Fotografen, sein Werk und die Zeit, aus der die Aufnahmen stammen, ergänzt. Das JMB nimmt mit der Ausstellung am Europäischen Monat der Fotografie teil, der vom 1. bis 31. März läuft.
Begleitprogramm zur Ausstellung Deutsche Juden heute. Leonard Freed
Kuratorinnenführung am Do, 23. Jan & 13. Feb & 13. & 27. Mär & 10. Apr 2025, 16 Uhr: Die Kuratorinnen der Ausstellung, Theresia Ziehe und Leonore Maier, führen abwechselnd durch die Ausstellung und liefern Informationen zum Hintergrund der Entstehung der Fotoserie und der einzelnen Motive und stellen Bezüge zur Gegenwart her.
Am 18. März 2025 findet ein Podiumsgespräch „Deutsche Juden heute“ – eine Diskussion aus den 1960er Jahren statt: 1966 diskutierte der Jüdische Weltkongress in Brüssel über das Thema Deutsche und Juden. Nahum Goldmann, Gershom Scholem, Golo Mann und Karl Jaspers gehörten zu den Teilnehmer*innen. Sowohl die Fotoserie als auch der Weltkongress gehen der Frage nach der Möglichkeit, als Jüdin oder Jude in Deutschland zu leben, nach, und sind damit Teil einer Debatte, die bis heute andauert. Es diskutieren Thomas Sparr (Mitherausgeber von Deutsche und Juden. Dokumentation einer Debatte), Theresia Ziehe (Kuratorin für Fotografie, JMB) und andere.
Die Website mit aktuellen Informationen zur Ausstellung finden Sie unter www.jmberlin.de/freed.
Inventuren. Salman Schockens Vermächtnis
Ab dem 20. Mai 2025 ist die zweite Ausstellung der Reihe zu sehen: Das Jüdische Museum Berlin lädt den US-amerikanischen Autor Joshua Cohen ein, das kulturelle Erbe des Verlegers und Warenhaus-Unternehmers Salman Schocken zu erkunden. Anhand ausgewählter Exponate aus den Sammlungen des Museums kommentiert Cohen in der Ausstellung die Geschichte des Schocken-Verlags und nimmt sie zum Ausgangspunkt für eine zeitgenössische Perspektive auf Kultur und Kapital, auf Warenhäuser und Museen und nicht zuletzt auf Fragen der (Wieder-)Aneignung und der Zugehörigkeit.
Joshua Cohen wird bei der Ausstellungseröffnung am 19. Mai 2025 anwesend sein. Martina Lüdicke und Monika Sommerer kuratieren die Ausstellung und das Begleitprogramm.
Die Website mit aktuellen Informationen zur Ausstellung finden Sie unter www.jmberlin.de/ausstellung-inventuren.
Claude Lanzmann. Die Aufzeichnungen
Ab dem 27. November 2025 ist dann die dritte Ausstellung der Reihe zu sehen: Zum 100. Geburtstag des Journalisten und Dokumentarfilmers Claude Lanzmann (1925–2018) präsentiert die Ausstellung zum ersten Mal das Audio-Archiv zu seinem Film Shoah (1985). Zusammen mit dem Film, der vor 40 Jahren Geschichte schrieb, zählt das Archiv seit 2023 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Sammlung umfasst 152 bisher unbekannte Magnettonkassetten. Sie dokumentieren die zahlreichen Gespräche, die Lanzmann und seine Assistentinnen in den 1970er Jahren während der mehrjährigen Recherchephase vor Beginn der Dreharbeiten mit Opfern, Tätern und Dritten führten. Die Audiomitschnitte stehen im Fokus der Ausstellung – ergänzt durch Objekte, Dokumente und Filmaufnahmen.
Die Website mit aktuellen Informationen zum gesamten Projekt, das von der Kuratorin Dr. Tamar Lewinsky und der Wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dr. Sonja Knopp geleitet wird, finden Sie unter www.jmberlin.de/projekte-zum-lanzmann-audio-archiv.