
Themenraum Tora
Wort, Schrift und Sprache in der Dauerausstellung
Die Tora ist die wichtigste Schrift des Judentums und Grundlage jüdischer Religionspraxis auf der ganzen Welt. Ihr widmet sich der erste Raum unserer Dauerausstellung. Im Mittelpunkt des Raumes steht die Tora. Sie erfahren dort außerdem etwas über das hebräische Alphabet, über jüdische Sprachen der Diaspora und über das Prinzip der Genisa.
Die wichtigsten Themen sowie einige Hörbeispiele und Objekte finden Sie auch auf dieser Website.

Wo
Libeskind-Bau 2. OG, Dauerausstellung
Lindenstraße 9–14, 10969 Berlin
Die Tora
Die Tora ist Erzählung und Gesetz. Ihr Text verbindet die Geschichte des Volkes Israel mit den Weisungen Gottes. Der Überlieferung nach offenbarte Gott die Tora seinem Volk am Berg Sinai.
Die Lesung der Parascha, des Wochenabschnitts, steht im Zentrum des Gottesdienstes. Im Laufe eines Jahres wird der in 54 Wochenabschnitte eingeteilte Text vollständig vorgelesen. Dazu rollt man die Tora weiter – vom ersten bis zum fünften Buch Mose. Zu Simchat Tora, dem Fest zur Freude der Tora, liest man das letzte Kapitel des letzten Buchs und direkt im Anschluss das erste Kapitel des ersten Buches.

Die Ausstellungsgestaltung greift die Form der Tora-Rolle auf; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Roman März
Die Schriftrolle wird von einem ausgebildeten Tora-Schreiber, einem Sofer, mit spezieller Tinte und einem Federkiel auf Pergament geschrieben.
Die Tora
Video in Deutscher Gebärdensprache aus der JMB App; Jüdisches Museum Berlin 2025
Papierrestaurator Stephan Lohrengel spricht über die Tora-Rolle der Familie Leavor, Jüdisches Museum Berlin, 2023
Jede Abschrift muss genau und fehlerlos sein. Das Schreiben einer Tora-Rolle ist eine heilige Handlung, die eine getreue Weitergabe des Textes an die nächsten Generationen gewährleistet.
Die hebräische Schrift
Um die Tora und die Gebete lesen zu können, lernen jüdische Kinder das Alef Bet. Das hebräische Alphabet hat 22 Buchstaben.
In der Ausstellung können Sie Ihren Namen in hebräischen Buchstaben schreiben. Eine Reihe von Fotografien zeigt Unterrichtssituationen auf der ganzen Welt. Eine Vitrine ist mit Lernmaterialien bestückt, von der Schiefertafel bis zur zeitgenössischen chassidischen Lesefibel.

Tora-Rolle, Hohensalza (Inowrocław) 1903; Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2011/98/0, Schenkung der Familie Leavor im Gedenken an Dr. Hans und Luise Librowicz, Foto: Roman März
Hebräischunterricht und Lernmaterialien

Schüler*innen im Klassenzimmer beim Hebräischlernen in Simbabwe, ca. 2005; Tobi Asmoucha Photography. Das Bild ist Teil der ausgestellten Fotoserie mit Bildern vom Hebräischunterricht in aller Welt.
Die Videoarbeit Aleph Bet (Hosha'ana) der israelischen Künstlerin Victoria Hanna greift religiöse Traditionen und Melodien auf, verbindet sie mit Hip-Hop-Beats und spielt mit traditionellen Rollenbildern. Der traditionelle Brauch, eine Buchstabentafel mit Honig zu bestreichen, sollte Schüler*innen das Lernen des Alphabets versüßen.
In der Ausstellung ist die Videoarbeit als Leihgabe der Künstlerin im Raum zur Tora zu sehen, mit Unterstützung der Freunde des Jüdischen Museums Berlin.

Bei Ausgrabungen wurden im mittelalterlichen Judenviertel von Köln zahlreiche Schiefertafelfragmente entdeckt. Auf mehreren Tafeln sind Schreib- und Grammatikübungen erhalten geblieben, die das Erlernen des Hebräischen im Mittelalter bezeugen. Auf diesem Fragment sind zwei Namen – Mordechai und Josef – in hebräischen Buchstaben geschrieben.
Köln, 1. Hälfte 14. Jahrhundert, Stadt Köln, Dezernat Kunst und Kultur VII-3, Archäologische Zone, Römisch-Germanisches Museum der Stadt Köln, Foto: Christina Kohnen

Hebräische Buchstaben auf Stickmustertüchern sind selten. Mit Mustertüchern wie diesem erlernten Mädchen Sticktechniken für ihre künftige Rolle als Hausfrau. Von der ehemaligen Besitzerin dieses Tuches sind nur die Initialen J. A. bekannt. Möglicherweise gehörte sie zu den Schülerinnen der 1798 in Hamburg gestifteten Schule für Mädchen aus ärmeren jüdischen Familien.
Stickmustertuch, vermutlich Hamburg 1810, besticktes Leinen, Seide; Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2014/161/0, Foto: Jens Ziehe.
Mehr über dieses Objekt erfahren Sie in unseren Online-Sammlungen.

Alphabet-Tafel: In der Mitte des dekorierten Blattes sind die hebräischen Buchstaben mit den Vokalzeichen aufgedruckt. Segenssprüche und Verse umrahmen das Alphabet. Links unten macht der Hersteller in jiddischer Sprache auf die Vorzüge dieses Druckblattes aufmerksam, das Kindern das Lernen erleichtern soll. Die Holzschnitte zeigen Moses und Aaron.
Frankfurt (Oder), 1794; Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2019/160/0, Foto: Roman März
Mehr über dieses Objekt erfahren Sie in unseren Online-Sammlungen.

Die illustrierte Neue hebräische Lesefibel führte Kinder an das hebräische Alphabet heran. Neben Leseübungen enthält das Buch einfache Texte zu jüdischen Festen, zur Tora, zur Synagoge und zum Alltagsleben der Kinder. Texte: Abraham Michael, Illustrationen: Oscar Haberer, J. Kauffmann Verlag, Frankfurt am Main 1934; Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. BIB/139789/0, Foto: Roman März
Genisa – heilige Reste
Religiöse Schriften, die nicht mehr benutzbar sind, werden nicht weggeworfen, sondern zeremoniell begraben oder aufbewahrt.
Eine Grabstätte für Schriften und Zeremonialobjekte bezeichnet man als „Genisa“. In unserer Dauerausstellung ausgestellt ist die Memmelsdorfer Genisa von ca. 1725–1830, über die Sie auf unserer Website mehr erfahren können.

Gebet um Regen, Fund aus der Memmelsdorfer Genisa, Memmelsdorf (Fundort) ca. 1762–1830; Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2003/131/26, Foto: Roman März
Jüdische Sprachen
Im Kontakt mit den Kulturen, die sie umgaben, entwickelten Jüdinnen*Juden in der Diaspora jüdische Sprachen, die zumeist in hebräischen Buchstaben geschrieben wurden. Die bekanntesten sind Jiddisch, Judenspanisch (Ladino) und das Judäo-Arabische.
In diese Sprachwelten können Sie in der Ausstellung über eine klingende Weltkarte eintauchen. Die Hörbeispiele führen Sie nicht nur nach Osteuropa, sondern auch in den Jemen oder nach Indien.
In der RBB-Sendung „Zwei auf EINS“ zur Eröffnung der Dauerausstellung sprach die Kuratorin Tamar Lewinsky mit den Moderatoren Daniel Finger und Sven Oswald über jüdische Sprachen; Jüdisches Museum Berlin, August 2020
Hörbeispiele einiger jüdischer Sprachen
Șeli Natan Gaon erzählt auf Ladino von ihrer Bildungsbiografie in Istanbul (mit Untertiteln auf Englisch und Ladino); Vanishing Languages and Cultural Heritage, 2019

Alle Angebote zu Jüdische Geschichte und Gegenwart in Deutschland
- Über die Ausstellung
- Jüdische Geschichte und Gegenwart in Deutschland – Dauerausstellung des Jüdischen Museums Berlin, seit Aug 2020
- Führungen
- JMB App – Audioguide, verfügbar auf Deutsch, Leichte Sprache, Deutsche Gebärdensprache, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Hebräisch und Russisch, zum Download
- Führungen für Erwachsene als Individualbesucher*innen oder in Gruppen – mit festen Terminen oder buchbar, vor Ort oder digital, in verschiedenen Sprachen
- Buchbare Workshops und Führungen für Schulklassen – vor Ort oder digital, in verschiedenen Sprachen
- Publikationen
- Das Buch zum JMB – über Geschichte, Architektur und Dauerausstellung des Museums, erhältlich auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch
- Offen – JMB Journal #21, mit Interviews und Hintergrundinformationen zur Ausstellung
- Digitale Angebote
- Aktuelle Seite: Themenraum Tora – Hörbeispiele und Objekte zu Wort, Schrift und Sprache
- Themenraum Klang – die Vielfalt religiöser und weltlicher Musik
- Topographie der Gewalt. Antisemitische Gewalttaten in Deutschland 1930–1938 – interaktive Medienanwendung aus dem Ausstellungskapitel Katastrophe
- 13 Dinge – 13 Geschichten – ungewöhnliche Objekte aus unserer Dauerausstellung
- Schwerpunkte – Interview mit Cilly Kugelmann, Chefkuratorin der Ausstellung
- Siehe auch
- Architektur des Libeskind-Baus
- Gründungsgeschichte des JMB