Ukraine im Kontext
Jüdische Perspektiven auf Gegenwart und Geschichte der Ukraine – Gesprächsreihe (mit Video-Mitschnitten)
In der Ukraine lebte einst die zweitgrößte jüdische Bevölkerung Europas, unzählige Gemeinschaften, geprägt von vielen Einflüssen zwischen dem Zarenreich im Osten und der Habsburger Monarchie im Westen, von der säkularen Moderne in den Großstädten über das traditionstreue Schtetl, von der freien Handelsstadt Odesa am Schwarzen Meer bis zur intellektuellen Metropole Charkiw. Die Ukraine ist zugleich der Geburtsort des Chassidismus, der modernen jiddischen und hebräischen Literatur sowie des Zionismus.
Die Gegenwart der Ukraine ist mit der jüdischen Geschichte untrennbar verbunden. Für viele Jüdinnen*Juden in der Diaspora ist die Erinnerung von Erfahrungen von Armut, Verfolgung, Vernichtung und Flucht des frühen 20. Jahrhunderts geprägt. Ganz andere Erinnerungen brachten die Menschen mit, die in den 1970ern oder auch nach 1989 als jüdische Einwanderer*innen aus den zerfallenden Sowjetrepubliken nach Deutschland gekommen sind. In den urbanen Räumen der heutigen Ukraine ist das jüdische Leben trotz der Zerstörung der Schoa weiterhin präsent und hat in den letzten Jahrzehnten neue Identifikationen erlebt, nicht zuletzt durch die Maidan-Proteste und den Kampf um Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Doch nun ist die Existenz des unabhängigen Staates und das Leben seiner Bürger*innen – so auch der jüdischen Community im Land – durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine existenziell bedroht. Die Bewohner*innen werden wieder Zeug*innen von Zerstörung und Vernichtung, Gefahr und Vertreibung.
Gesprächsreihe: Ukraine im Kontext (6)
Das Jüdische Museum Berlin, die Bundeszentrale für politische Bildung und OFEK e.V. haben sich zusammengetan, um in einer Gesprächsreihe die jüdischen Perspektiven auf den und aus dem Krieg hör- und sichtbar werden zu lassen und Einblicke in die komplexe Gegenwart der Ukraine zu geben. Wir laden Sie ein, sich mit ukrainischen Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen auszutauschen und in die jüdischen Gegenwarten in und aus der Ukraine einzutauchen. Gemeinsam besuchen wir Städte als „Schnittpunkte vieler Welten“ (Karl Schlögel): Auf Reisen nach Charkiw, Tscherniwzi, Odesa, Dnipro und Lwiw sprechen wir über das Leben und Überleben im Krieg, über Mehrfachzugehörigkeiten und konkurrierende Erinnerungen, Identitäten, Städte- und Geschichtsbilder.
Eine Gesprächsreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, des Jüdisches Museums Berlin und OFEK e.V.