Geschichte des Jüdischen Museums Berlin
Das Jüdische Museum Berlin öffnete im Jahr 2001. Noch in der Zeit vor dem Mauerfall 1989 kamen im Westteil Berlins Überlegungen auf, ein Jüdisches Museum zu gründen. Der Weg von dieser Idee bis zur Konzeption seiner Dauerausstellung war lang und von Kontroversen geprägt.
Mit der Ernennung W. Michael Blumenthals zum Direktor wurde das Museum schließlich nicht – wie ursprünglich geplant – bloß als Abteilung des landeseigenen Berlin Museums konzipiert. Der 1926 in Berlin geborene und als 13-Jähriger nach Shanghai und später in die USA emigrierte Blumenthal setzte vielmehr die Eigenständigkeit des Hauses durch. 2001 wurde das Jüdische Museum Berlin dann vom Bund übernommen und zu einer bundesunmittelbaren Stiftung.
Konzeption der Ausstellung und Museumseröffnung
Damit einhergehend wurde das Jüdische Museum Berlin auch zum alleinigen Nutzer des Gebäudeensembles in der Lindenstraße: dem barocken Altbau, der zuvor das Berlin Museum beherbergt hatte, und dem Erweiterungsbau von Daniel Libeskind.
Der neuseeländische Anthropologe und Museumsmanager Kenneth C. Gorbey und sein Mitarbeiter Nigel Cox, beide involviert in die Konzeption und Ausführung des neuseeländischen Nationalmuseums Te Papa, koordinierten und realisierten die Dauerausstellung.
Am 9. September 2001 eröffnete das Jüdische Museum Berlin mit einem festlichen Konzert unter der Leitung von Daniel Barenboim. Beim anschließenden Gala-Dinner sprachen der damalige Bundespräsident Johannes Rau und W. Michael Blumenthal vor 850 prominenten Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur aus dem In- und Ausland.
Die Öffnung für das Publikum war für den 11. September 2001 geplant und musste wegen der Terroranschläge auf das World Trade Center in New York um zwei Tage verschoben werden.
Zeitgleich mit dem Museum eröffnete auch das multimediale Rafael Roth Learning Center im Untergeschoss des Libeskind-Baus. Bis März 2017 lud es Besucher*innen ein, an 20 Computerstationen durch vielfältige Medienanwendungen mit Dokumenten, Objekten, Filmen, Tonaufnahmen und interaktiven Spielen jüdische Geschichte und Kultur zu entdecken (mehr über das Learning Center).
Seit der Eröffnung besichtigten jährlich etwa 700.000, d. h. täglich etwa 2.000 Menschen das Jüdische Museum Berlin. Am 19. November 2015 konnten wir unsere zehnmillionste Besucherin begrüßen.
Nach gut 15 Jahren wurde die Dauerausstellung im Dezember 2017 vorübergehend geschlossen, um Konzept und Gestaltung an aktuelle Forschung und Museumsstandards anzupassen. Im August 2020 – nach über zweieinhalbjährigem Umbau – eröffnete das Museum seine neue Dauerausstellung Jüdische Geschichte und Gegenwart in Deutschland. Auf 3.500 qm zeigt sie die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Deutschland vom Mittelalter bis in die Gegenwart mit neuen Schwerpunkten und neuer Szenografie (mehr über die alte und mehr über die neue Dauerausstellung).
Neuerungen für Bildung und Forschung
Schon seit Beginn liegt ein besonderer Schwerpunkt unserer Museumstätigkeit auf der Bildungsarbeit. Von 2007 bis 2018 besuchte unsere Bildungsinitiative „on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule“ mit einem Tourbus und einer mobilen Ausstellung Schulen in allen Bundesländern (mehr über das erste on.tour-Programm). 2019 bis 2021 waren wir mit Workshops rund um die neue Website Jewish Places unterwegs (mehr zu diesen Outreach-Programmen), und seit 2022 wurde ein on.tour-Programm für die neue Dauerausstellung entwickelt (zum aktuellen on.tour-Programm). Außerdem erstellen wir Unterrichtsmaterialien für Schulen.
Im November 2012 ging eine Datenbank mit ausgewählten Beständen unserer Sammlung online: http://objekte.jmberlin.de.
Ebenfalls im November 2012 wurde ein neues, von Daniel Libeskind umgestaltetes Gebäude eröffnet: die Akademie des Jüdischen Museums Berlin. Im Zuge dessen wurden 2013 auch unsere Akademieprogramme ins Leben gerufen, die aus einem Themenschwerpunkt zu Migration und Diversität sowie einem Jüdisch-Islamischen Forum bestanden.
Im Juni 2021 eröffnete das Museum die Kinderwelt ANOHA. Das Kindermuseum lädt Kinder im Kita- und Grundschulalter zum Entdecken, Ausprobieren und Spielen ein. ANOHA ist innerhalb der ehemaligen Blumengroßmarkthalle gegenüber dem Hauptgebäude neu erbaut worden und umfasst 2.700 Quadratmeter (mehr zur Kinderwelt ANOHA).
Unsere Leitung
Im September 2014 gab Direktor W. Michael Blumenthal, der die Entstehung und Weiterentwicklung unseres Museums seit 1997 maßgeblich geprägt hatte, sein Amt auf. 2015 verlieh das Museum seinem Gründungsdirektor den Preis für Verständigung und Toleranz und benannte im Januar 2016 die Akademie zu seinen Ehren in W. Michael Blumenthal Akademie um.
Von 2014 bis 2019 war der international angesehene Judaist Peter Schäfer Direktor des Jüdischen Museums Berlin. Die langjährige Programmdirektorin und Stellvertreterin des Direktors, Cilly Kugelmann, wurde 2017 von Léontine Meijer-van Mensch abgelöst, die diese Funktion bis 2019 bekleidete.
Seit 1. April 2020 leitet die Kuratorin und Museumsmanagerin Hetty Berg das Museum.