Fritz Goldschmidt
(1889–1918)
Als „Faulenzerleben“, als eine Zeit, die er „besser nicht hätte verbringen können“, bezeichnete Dr. Fritz Goldschmidt den letzten Fronturlaub, den er anlässlich der Hochzeit seines Bruders Ludwig am 22. Januar 1918 verlebte.
Für rund drei Wochen entkam der 28-jährige Arzt dem Stellungskrieg in Französisch-Flandern. Das Gruppenfoto mit Hochzeitsgästen, das während der Feier in Frankfurt am Main entstand, ist das letzte Bild von Goldschmidt.
Neun Wochen später war er tot.
Goldschmidt kam am 29. Juni 1889 im oberpfälzischen Neumarkt zur Welt. Nach seinem Abitur absolvierte er 1908/09 seinen Militärdienst als „Einjährig-Freiwilliger“ und wurde dann als Sanitäts-Gefreiter in die Reserve überstellt. Er studierte Medizin, um Arzt zu werden.
Den Ausbruch des Weltkrieges erlebte er in Nürnberg. Von Anfang an half er dort bei der ärztlichen Versorgung von Kriegsverwundeten in einem Reservelazarett. Am 3. November 1914 rückte er dann selbst ins Feld ein.
Auszeichnungen und alltägliches Grauen
Im November 1915 wurde Goldschmidt im Namen Seiner Majestät des Kaisers mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Er gehörte zu diesem Zeitpunkt der Bayerischen 1. Feldpionier-Kompanie an und hatte gerade die monatelangen Gefechte in Ostfrankreich auf den Höhen von Apremont überstanden.
Mit welchem Grauen der Assistenzarzt dabei konfrontiert worden sein mag, lässt sich vor dem Hintergrund erahnen, dass er kurz zuvor zwei Lehrgänge zur Versorgung von Verwundeten des Gaskrieges absolviert hatte.
Ein Jahr später wurde Goldschmidt vom bayerischen König ausgezeichnet und mit dem Königlichen Militär-Verdienstorden 4. Klasse mit Schwertern dekoriert.
Kopfschuss
Während der Frühjahrsoffensive an der Westfront fiel Fritz Goldschmidt am 26. März 1918, von einem Kopfschuss tödlich getroffen. Er starb in der Nähe der nordfranzösischen Stadt Bucquoy.
Im deutschen Heeresbericht findet sich für diesen Tag folgende Siegesmeldung über diesen Frontabschnitt:
„In erbittertem Ringen wurde der Feind zurückgeworfen; wir haben die Straße Bapaume-Albert bei Courcelette und Pozières überschritten.“
Die sterblichen Überreste Goldschmidts wurden später auf den Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy umgebettet. Er fand seine letzte Ruhestätte in einem Sammelgrab.
Gedenken
Fünf Monate nach Kriegsende feierte die Israelitische Kultusgemeinde Neumarkt ihr 50-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass erschien eine kleine Festschrift, in der Distriktsrabbiner Dr. Magnus Weinberg patriotisch auch der elf gefallenen Gemeindemitglieder gedachte, darunter Fritz Goldschmidt.
Auf einer in der Synagoge angebrachten Ehrentafel wurde sein Name ebenso verzeichnet, wie auf dem Gefallenendenkmal, das auf dem Jüdischen Friedhof in Nürnberg errichtet wurde – mit der Widmung:
„1914 – 1918
JEDER EIN HELD“.
Erinnerung an glückliche Stunden
Die trauernden Familienangehörigen ließen aus dem Gruppenbild von der Hochzeitsfeier einen Ausschnitt vergrößern. Mit dem Porträt, entstanden an einem Freudentag, hielten sie das Andenken an ihren toten Sohn und Bruder wach.
Heute wird es vom Archiv des Jüdischen Museums Berlin bewahrt, zusammen mit anderen Dokumenten zur Familie Goldschmidt, die uns 2014 von der Witwe eines Neffen Fritz Goldschmidts gestiftet wurden.
Weitere Informationen zu unserem Archivbestand zu Fritz Goldschmidt finden Sie in unseren Online-Sammlungen.
Jörg Waßmer, Archiv
Zitierempfehlung:
Jörg Waßmer (2016), Fritz Goldschmidt
(1889–1918).
URL: www.jmberlin.de/node/3838
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