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Eine Collage: im Hintergrund stehen Grabsteine auf einem Friedhof, davor ein Passbild, das nur die Silhouette eines Kopfes zeigt.

Siegfried Schlomer
(1896–1916)

Eine der größten und verlustreichsten Schlachten des Ersten Weltkriegs war die Schlacht um Verdun im Nordosten Frankreichs im Jahr 1916, bei der sich Divisionen des Deutschen Reiches und Frankreichs in einem zehnmonatigen und ergebnislosen Stellungskrieg gegenüberstanden.

Am Ende hatte sie 167.000 französische und 150.000 deutsche Soldaten das Leben gekostet, Hunderttausende wurden verwundet.

Tödliche Verletzung

Unter den Soldaten in den Schützengräben befand sich damals der 19-jährige Landsturmrekrut Siegfried Schlomer.

Laut Hauptkrankenbuch des Militärlazaretts des Armeekorps zu Montmédy wurde er am 19. Mai 1916 durch Granatsplitter so schwer am linken Knie verletzt, dass sein Bein amputiert werden musste.

Doch seine Verletzung war zu schwerwiegend; knapp drei Wochen später, am 7. Juni 1916 um 5.30 Uhr in der Früh starb er an ihren Folgen. Er wurde in einem Einzelgrab auf dem Soldatenfriedhof in Montmédy beerdigt.

In Potsdam, dem letzten Wohnsitz Schlomers, war vom 1. Ersatz-Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 20 in Wittenberg angezeigt worden, dass der Soldat Schlomer, Kaufmann von Beruf, bei Verdun gefallen ist. Das Standesamt in Potsdam stellte dementsprechend die Sterbeurkunde aus.

Ein kurzes Leben

Siegfried Schlomer hat nur wenige Spuren hinterlassen.

Es ist eine Gruppenaufnahme mit jungen Soldaten in Uniform überliefert, welcher der 24 Männer Schlomer ist, konnte jedoch nicht mehr ermittelt werden. Wir wissen deshalb nicht, wie er ausgesehen hat.

Vorgedrucktes Deckblatt, handschriftlich ausgefüllt.

Sterbeurkunde, Potsdam, 7. Juli 1916; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Marion Lippmann, Foto: Jens Ziehe

Schwarz-weiß-Foto: 24 uniformierte Soldaten, Atelieraufnahme

Siegfried Schlomer mit seinen Kameraden, Dezember 1915; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Marion Lippmann, Foto: Jens Ziehe

Geboren wurde Siegfried Schlomer am 4. August 1896 in Lübeck als Sohn von Salomon Siegfried und Fanny Schlomer, geb. Haag.

Als er acht Jahre alt war, starben seine Eltern. Von diesem Zeitpunkt an kümmerte sich der Onkel Carl Haag in Hamburg als Vormund um ihn und seine drei Jahre ältere Schwester Gertha.

Erinnerungsstücke und Gedenkorte

Am 12. Februar 1917, knapp ein Jahr nach Schlomers Tod, erhielten seine Angehörigen „Zum Gedächtnis des auf dem Felde der Ehre Gefallenen“ ein vom preußischen Kriegsminister übermitteltes Gedenkblatt, das der Kaiser „in herzlicher Teilnahme an dem schweren Verlust und in Anerkennung der von dem Verewigten bewiesenen Pflichttreue bis zum Tode“ verliehen hatte.

Es sollte den Dank des Vaterlandes ausdrücken und den Angehörigen als eine bleibende Erinnerung dienen.

Das eigentliche Gedenkblatt ist nicht erhalten geblieben, sondern lediglich das hier abgebildete Begleitschreiben.

Vordruck, handschriftlich ausgefüllt

Begleitschreiben zur Vergabe des Gedenkblattes, Berlin, 12. Februar 1917; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Marion Lippmann, Foto: Jens Ziehe

Die wenigen Zeugnisse, die Siegfried Schlomer hinterlassen hat, befanden sich im Nachlass seiner Schwester Gertha, die 1973 in Melbourne starb.

Die Zahnärztin war 1938 mit ihrer Familie nach Australien emigriert und hatte auf der langen Schiffsreise die Erinnerungen an ihren Bruder im Gepäck. Darunter war auch eine Fotografie seines Grabes in Montmédy, einem der unzähligen Soldatenfriedhöfe in Frankreich, die bis heute von den hunderttausenden Toten des Krieges zeugen.

In Hamburg, der Stadt, in der Schlomer bei seinem Vormund aufwuchs, erinnern auf dem Jüdischen Friedhof in Ohlsdorf Gedenksteine an die gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs. Unter ihnen ist auch Siegfried Schlomer verzeichnet.

Weitere Dokumente, Fotografien und Objekte zu Siegfried Schlomer finden Sie in unseren Online-Sammlungen.

Schwarz-weiß-Foto: Grab mit Kreuz und Inschriftstafel, weitere Gräber im Hintergrund

Grab von Siegfried Schlomer auf dem Soldatenfriedhof von Montmédy/Frankreich, ca. 1918; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Marion Lippmann, Foto: Jens Ziehe

Franziska Bogdanov, Archiv

Zitierempfehlung:

Franziska Bogdanov (2016), Siegfried Schlomer
(1896–1916).
URL: www.jmberlin.de/node/4571

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