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Zier­kissen

Unge­wöhnliche Objekte unserer Dauer­­­ausstelllung erzählen Geschichten jüdischen Lebens

Weißes Zierkissen mit blauer Schrift

„ISRAELI, JUDE, jetzt auch noch SCHWER­BEHINDERT das muss sich doch in DEUTSCHLAND kommerziali­sieren lassen“, Daniel Josefsohn (1961–2016), Berlin, 2014/15; Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. NDA/1510/0, Foto: Roman März

Die Auseinander­setzung mit Deutschland und Israel sind Fixpunkte in Daniel Josef­sohns Werk. Der Sohn israelischer Eltern wurde in Hamburg geboren. Seit einem Schlag­anfall 2012 war er halb­seitig gelähmt. Gestrickt in den Farben Israels, wirkt das Kissen fast wie ein Souvenir und erinnert zugleich an traditionelle Stick­bilder aus deutschen Wohn­zimmern.

Ausstellungs­kuratorin Theresia Ziehe beantwortet Fragen zu diesem Objekt:

Wie kam das Kissen zu euch ins Museum?

Kurz vor seinem Tod am 13. August 2016 nahm ich Kontakt mit Daniel Josef­sohn auf und wir trafen uns einige Male in seinem Atelier. Bei diesen intensiven Begegnungen wurde ich auf ein Kissen aufmerksam. Schnell waren wir uns einig, dass ein Ankauf für das Jüdische Museum Berlin neben mehreren Fotografien auch das Kissen beinhalten sollte.

Der Prototyp des Kissens sah etwas anders aus, Daniel Josef­sohn selbst bestimmte aber noch das finale Erscheinungs­bild.

Gab es einen konkreten Anlass, warum Josefsohn das Kissen gestaltet hat?

Das Kissen entstand im Zusammen­hang mit der Fotoserie Im gelobten Land. Die Reise nach Jerusalem war die erste foto­grafische Arbeit, die Daniel Josefsohn nach seinem Schlag­anfall 2012 im Ausland gemacht hat. 2016 wurde die neun­teilige Foto­serie zusammen mit einem Text über seine Reise­erfahrungen im Zeit­magazin veröffentlicht.

Blaues Kissen mit gleichmäßigerer, weißer Aufschrift in einem abgewetzten braunen Ledersessel

Der Prototyp des Kissens in Daniel Josef­sohns Atelier; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe

Warum bestickte er gerade ein Kissen?

Daniel Josefsohns haupt­sächliches Ausdrucks­mittel war die Fotografie, darüber hinaus entwickelte er aber auch Installationen und Objekte. An dem Kissen hat ihn sicherlich der Gegen­satz zwischen provozierender Aufschrift und konventionellem Erscheinungs­bild interessiert. Auch bei seinen Fotografien wählt er oft treff­sichere und über­spitzte Titel.

Wo wird es gezeigt?

Im Epochen­raum Nach 1945 der Dauer­ausstellung gibt es ein Segment, das sich mit dem Beziehungs­dreieck „Israel, Deutschland und die Juden“ beschäftigt. Das Kissen verdeutlicht die Fix­punkte von Daniel Josefsohns Werk: die Auseinander­setzung mit Deutschland und Israel als Jude. Er wohnte und arbeitete in Deutschland, ließ sich nach seinem Tod aber in Israel begraben.

Was berührt dich an dem Kissen am meisten?

Die Verbindung zwischen Provokation, ernst gemeinter Auseinander­setzung und Humor. Daniel Josefsohn weckt Neugierde und lenkt unseren Blick auf relevante Themen.

Mann mit Nerzschal und Zigarette

Daniel Josefsohn: Selbst­porträt mit Nerzschal, 2012; Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2017/357/0

Gibt es noch mehr von Josefsohns Werken in der Sammlung des Jüdischen Museums Berlin?

Neben dem Kissen sind auch mehrere Foto­grafien in unsere Sammlung aufgenommen worden: Die neun­teilige Foto­serie Im gelobten Land, ein Selbst­porträt mit Nerzschal, eine Foto­grafie mit dem Titel Berlin Mitte Super Jewboys und ein weiteres Motiv, für das er eine Israel­fahne vor der ehemaligen Ferien­villa Herrmann Görings auf Sylt hisste und mit dem folgendem Titel versah: More Jewish Settlement on Sylt Strip.

Israelische Fahne auf einem reetgedeckten Dach

Daniel Josefsohn: More Jewish Settlement on Sylt Strip, 2007; Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2017/355/0

Dauerausstellung: 13 Dinge – 13 Geschichten (13)

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