Zwei Propagandafilme entstanden im Ghetto. Diese Zeichnung bezieht sich auf den ersten. Er entstand im Oktober/November 1942 unter der Kontrolle der SS und unter der Regie einer Inhaftierten, Irena Dodalová. Man erkennt ihre Züge und ihre Locken im dargestellten Maskengirl wieder.
Der zweite, bekanntere Film »Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet« entstand im August/September 1944. Dafür wurde das für den Besuch der Delegation des Internationalen Roten Kreuzes »verschönerte« Ghetto genutzt. Zu diesem Zeitpunkt war Fritta bereits in der Kleinen Festung inhaftiert.
In dieser Gruppe von Zeichnungen bedient sich Fritta der Bildsprache des Phantastischen und der Groteske. Er zeigt das Ghetto als Schauplatz des triumphierenden Todes und des Weltuntergangs. Dabei stehen die Ikonographie der Sintflut und der Totentänze ebenso Pate wie die schaurigen Bildwelten der symbolistischen Kunst um 1900, etwa des Österreichers Alfred Kubin.
Eine ähnlich surreale Anmutung verleiht Fritta gelegentlich auch den Zeichnungen, die sich auf konkrete Ereignisse oder alltägliche Begebenheiten beziehen. In »Leben und Tod auf dem Hof« verrät der grotesk vergrößerte Kopf der Figur im Vordergrund die Sicht des Künstlers auf das Unheimliche und Abgründige des Ghettoalltags. In »Film und Wirklichkeit« verfremdet er die Dreharbeiten zu einem Propagandafilm in eine gespenstische Szenerie.
Frittas »Turm des Todes« lässt sich als Anspielung auf den Turm des Kommandantur-Gebäudes deuten, auf dem eine Fahne wehte. In seinen Kellern befand sich ein Gefängnis, in dem Inhaftierte eingesperrt und gefoltert wurden.
Die exaltierte Figur mit dem erhobenen Sektglas kann als die Hure Babylon gedeutet werden. Sie erscheint im biblischen Buch der Offenbarung mit einem goldenen Becher in der Hand, berauscht vom Blut der Heiligen, als die Verkörperung alles Bösen. Gardesäbel und Tschako spielen hingegen auf die militärische Geschichte der Festung Theresienstadt an.