Nach der Abreise des Roten Kreuzes nutzte die SS das »verschönerte« Ghetto im Spätsommer 1944 als Kulisse für den Propagandafilm »Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet«. Mit Ausnahme der Kameramänner waren alle am Film Mitwirkenden Inhaftierte. Fast alle wurden kurz nach Abschluss der Dreharbeiten nach Auschwitz deportiert.
In dieser Gruppe von Zeichnungen bedient sich Fritta der Bildsprache des Phantastischen und der Groteske. Er zeigt das Ghetto als Schauplatz des triumphierenden Todes und des Weltuntergangs. Dabei stehen die Ikonographie der Sintflut und der Totentänze ebenso Pate wie die schaurigen Bildwelten der symbolistischen Kunst um 1900, etwa des Österreichers Alfred Kubin.
Eine ähnlich surreale Anmutung verleiht Fritta gelegentlich auch den Zeichnungen, die sich auf konkrete Ereignisse oder alltägliche Begebenheiten beziehen. In »Leben und Tod auf dem Hof« verrät der grotesk vergrößerte Kopf der Figur im Vordergrund die Sicht des Künstlers auf das Unheimliche und Abgründige des Ghettoalltags. In »Film und Wirklichkeit« verfremdet er die Dreharbeiten zu einem Propagandafilm in eine gespenstische Szenerie.
Frittas »Turm des Todes« lässt sich als Anspielung auf den Turm des Kommandantur-Gebäudes deuten, auf dem eine Fahne wehte. In seinen Kellern befand sich ein Gefängnis, in dem Inhaftierte eingesperrt und gefoltert wurden.
Die exaltierte Figur mit dem erhobenen Sektglas kann als die Hure Babylon gedeutet werden. Sie erscheint im biblischen Buch der Offenbarung mit einem goldenen Becher in der Hand, berauscht vom Blut der Heiligen, als die Verkörperung alles Bösen. Gardesäbel und Tschako spielen hingegen auf die militärische Geschichte der Festung Theresienstadt an.