Im Rahmen der Vorbereitungen des Besuchs des Internationalen Roten Kreuzes am 23. Juni 1944 ließ die SS zur »Verschönerung« des Ghettos unter anderem Ladengeschäfte einrichten. Das Warenangebot bestand aus konfiszierten Gegenständen.
Um das Ghetto weniger überfüllt erscheinen zu lassen, waren kurz vor dem Besuch der Delegation viele Menschen nach Auschwitz deportiert worden.
Frittas frühere Tätigkeit als Karikaturist schlug sich auch im Stil seiner Theresienstädter Arbeiten nieder. Das gilt insbesondere für seine Federzeichnungen, die in dünnen, klaren Linien ausgeführt sind. Die wackeligen Häuserfronten wie auch die überspitzt dargestellten Gesichter und Gesten entfalten darin eine karikaturhafte Wirkung. Die zeichnerische Übertreibung erinnert zugleich an die Formensprache des Expressionismus, etwa eines George Grosz oder Otto Dix.
In einigen dieser Blätter übt Fritta scharfe Kritik, etwa am privilegierten Leben der Inhaftierten mit Prominentenstatus. Oder er karikiert die groß angelegte »Verschönerungsaktion«, mit der die SS die internationale Öffentlichkeit über die realen Verhältnisse im Ghetto täuschte. Durch Überzeichnung betont er den Kontrast zwischen der grauenvollen Realität des Ghettos und dem propagandistischen Bild einer angeblichen jüdischen Mustersiedlung.
Zu der Besonderheit des Ghettos Theresienstadt gehörten die »Prominenten« unter den Inhaftierten. Zu ihren Privilegien zählte eine bessere Verpflegung, die Unterbringung in sogenannten »Prominentenhäusern« gemeinsam mit ihren Familien und für manche sogar ein »Transportschutz«.
Geisterhaft und seltsam entrückt wirken auf Frittas Zeichnung die Besucher des Kaffeehauses, das im Dezember 1942 im Ghetto eingerichtet wurde. Auf den leeren Tischen sind nur die Eintrittskarten zu sehen, die gegen »Ghettogeld« gekauft werden mussten, und zwei Stunden gültig waren. Wenn auch dazu gedacht, die Delegation des Roten Kreuzes zu täuschen, empfanden viele Inhaftierte das Kaffeehaus als Wohltat, bot es doch für einige Augenblicke einen Anschein von Normalität.
Neben dem kulturellen existierte in Theresienstadt auch ein reduziertes religiöses Leben. In der Gebetstube der Magdeburger Kaserne wurden Gottesdienste und Hochzeitszeremonien abgehalten. In der gleichen Kaserne befand sich auch der hier gezeigte Konzert- und Theaterraum sowie das Zeichenstudio, in dem Fritta arbeitete.
Die Zeichnung öffnet einen weiten Blick auf das Ghetto, gesehen vom Dachboden der Hannoverschen Kaserne. Im Hintergrund ist der durch einen Zaun abgeriegelte Marktplatz dargestellt, wo bis Ende 1943 unter einem Zeltdach spezielle Teile gegen das Einfrieren der Motoren von Militärfahrzeugen im Auftrag der Wehrmacht zusammengesetzt und verpackt wurden.