Tora-Schild
Ungewöhnliche Objekte unserer Dauerausstelllung erzählen Geschichten jüdischen Lebens
Isaak Jacob Gans stiftete dieses Tora-Schild 1765 der Celler Synagoge.
Das Schild gehört zum typisch aschkenasischen Tora-Schmuck und verziert die Tora-Rolle, wenn sie nicht in Benutzung ist. Gans war Hoffaktor in Hannover und Celle und gilt als wichtiger Wohltäter der Jüdischen Gemeinde in Celle. Entsprechend der jüdischen Tradition lebte er die Mizwa – das Gebot – seine Gemeinde zu unterstützen. Gans nutzte die Möglichkeiten seiner Position, um die Lebensbedingungen seiner Gemeindemitglieder zu verbessern.
Hoffaktoren, auch Hofjuden genannt, dienten den Herrschenden im 16. und 17. Jahrhundert als Berater und als Dienstleister in Geld- und in Handelsfragen. Sie finanzierten Vorhaben der Herrschenden mit Geld, das sie durch ihre Geschäfte, z.B. Handel, erwirtschaftet hatten. Damit verbesserten sie umgekehrt auch ihre politischen Verbindungen, was für ihre Handelstätigkeit nützlich sein konnte. Sie waren umgekehrt aber auch von dem Wohlwollen und der Machtposition der jeweiligen Herrscherhäuser abhängig.
Hoffaktoren finanzierten auch die zum Teil verarmten oder verschuldeten Adelshäuser. Sie waren in ihrer rechtlichen Stellung begünstigt im Gegensatz zu der jüdischen Bevölkerung, die auf dem Land oder am Rand von Städten lebte. Denn in vielen Ländern des deutschen Reiches waren die rechtlichen Möglichkeiten für Jüdinnen*Juden, sich in Städten niederzulassen, beschränkt.
Text zum Mitlesen: Tora-Schild Isaak Jacob Gans
Dieses reich verzierte Tora-Schild ist etwa so groß wie ein DIN-A-3-Blatt. Es ist aus reinem Silber, hat einen unregelmäßigen Rand, der mit Rocaillen, den typischen Muschel-Ornamenten des Rokoko, geschmückt ist. Einst zierte es eine Tora-Rolle in der Synagoge von Celle, in der Nähe von Hannover.
Einige Elemente des Schildes sind durch Vergoldung herausgehoben: Die beiden Säulen, an denen sich Weinreben emporranken, verweisen auf den Jerusalemer Tempel. Zwischen ihnen halten zwei aufrecht stehende Löwen die Gesetzestafeln mit den Zehn Geboten. Die kleine – ebenfalls vergoldete – Erhöhung symbolisiert den Berg Sinai, auf dem Moses die Gesetzestafeln in Empfang nahm.
Auf den mit Edelsteinen verzierten Sockeln unter den Säulen steht in hebräischer Sprache folgende Widmung:
„Se nadaw ha-kazin parnass u-manhig / kewod ha-raw rabbi izik ben ha-rabbi /jaakow gans sichrono li-wracha / be-wet ha-knesset kehillat ha-kodesch zel / 525 lifrat katan.“
„Dies stiftete der Vornehme, der Vorsteher und Leiter, der ehrenwerte Rabbi Itzik Sohn des Rabbi Jaacob Gans seligen Angedenkens in der Synagoge der heiligen Gemeinde Celle 1765.“
Isaak Jacob Gans, der Stifter dieses Tora-Schildes, war Tabakhändler und Hoffaktor an den Höfen von Hannover und Celle.
Dauerausstellung: 13 Dinge – 13 Geschichten (13)