»Erhoben und geheiligt werde sein großer Name in der Welt, …« mit diesen Worten beginnt das Kaddisch, das Totengebet, das die Hinterbliebenen am Grab sprechen. Kaddisch heißt Heiligung und dieses sehr alte Gebet handelt nicht vom Tod, sondern preist Gott als Schöpfer der Welt. Die Anfangsworte des Kaddisch in moderne Silikonarmbänder zu prägen, ist eine Erfindung aus den USA. Als stilles Zeichen der Trauer dienen sie der Erinnerung.
Die schwarzen Armbänder begleiten die Angehörigen während ihrer Trauerzeit. Die Bestattung eines Verstorbenen erfolgt meist innerhalb von 24 Stunden. Mit der Beerdigung beginnt die siebentägige Schiwa, abgeleitet von dem hebräischen Wort für sieben. In dieser ersten Zeit der intensiven Trauer versammelt sich die engere Familie zum sogenannten Schiwa-Sitzen im Haus des Verstorbenen oder eines Verwandten. Nachbarn bringen die erste Mahlzeit vorbei und das tägliche Kaddisch-Beten wird organisiert. Manche der traditionellen Trauerbräuche wie das Verhängen der Spiegel oder das Sitzen auf niedrigen Stühlen treten heute in den Hintergrund. Es folgen dreißig Tage für die Rückfindung in den Alltag. In dieser Zeit sollten Rasur und Haarschneiden unterbleiben.
Das Kaddisch, welches seinen festen Platz im Gottesdienst hat, etablierte sich seit dem 13. Jahrhunderte auch als Totengebet und wurde so zu einem der Grundpfeiler der jüdischen Identität. Vielen säkularen Juden, die sich weit von ihrer Religion entfernt haben, ist es dennoch ein Bedürfnis, den verstorbenen Eltern auf traditionelle Weise zu gedenken und ihren Seelen mit der Lobpreisung des Kaddisch beim Aufstieg in den Himmel beizustehen.