»Am 11. Juli 1943 wurden sechzehn weibliche
Gefangene von vierundneunzig Männern vergewaltigt.
Den Gewinn von einhunderteinundvierzig Reichsmark
erhielt die Schutzstaffel.«
Bordelle für Häftlinge gab es in mehreren Konzentrationslagern. In den sogenannten Sonderbauten wurden ebenfalls inhaftierte Frauen zur Prostitution gezwungen, die zumeist als »Asoziale« eingestuft waren. Ein Besuch im Sonderbau war oft Teil des Belohnungssystems für männliche Häftlinge im Lager. Nach Ende des Krieges berichteten nur wenige Frauen über ihre Zwangsprostitution. Die Furcht vor Stigmatisierung wog zu schwer. Die Sonderbauten in den Konzentrationslagern sind in den meisten Fällen abgerissen. Jahrzehntelang erinnerte keine Tafel an ihre Existenz, nichts wies auf das Geschehene hin.
Quintan Ana Wikswo sprach mit vielen Frauen und führte anonyme Interviews über ihre Zeit in den Lagerbordellen. Sie besuchte mehrfach die Gedenkstätte Dachau und suchte auf dem Gelände vergeblich nach den Sonderbauten und ihrer Geschichte. Mit Fotokameras, die von Zwangsarbeiterinnen in Dachau für AGFA hergestellt wurden, begann Wikswo das Gelände zu fotografieren. Dafür platzierte die Künstlerin verschiedene Pflanzen in den alten und schlecht erhaltenen Kameras. Es entstanden einzigartige Bilder, deren Versehrtheit beabsichtigt ist, um Verletzungen und Leid der zwangsprostituierten Frauen zu symbolisieren. Fragmentarische und abstrakte Texte zu jedem Bild liefern Hinweise auf die Geschichte der Sonderbauten.
Mit dieser Arbeit bricht Quintan Ana Wikswo das Tabu um die Bordelle und hat ein persönliches Erinnerungsritual an die Sonderbauten geschaffen.
Für weiterführende Informationen zum Thema lesen Sie bitte auch den Katalogbeitrag von Quintan Ana Wikswo, SONDERBAUTEN: Der besondere Block/The Special Block (PDF, 110 KB).
Wir danken dem Kehrer Verlag für die freundliche Genehmigung.
Quintan Ana Wikswo ist eine transdisziplinär arbeitende Künstlerin an den Schnittstellen visueller Kunst, Literatur, Film und Performance-Kunst. Anerkannt für ihre einfallsreichen Ansätze innovativer, neuer Kunstformen, wurden ihre prämierten Projekte in renommierten Institutionen und Museen in New York, Los Angeles, Frankreich und Deutschland ausgestellt. Sie lebt in New York City, wo sie künstlerische Co-Direktorin von Fieldshift Further ist.
Weitere Informationen über die Arbeiten von Quintan Ana Wikswo finden Sie unter www.quintanwikswo.com.