Zahlreiche Feiertage mit ihren eigenen Ritualen gliedern das jüdische Jahr. Der wichtigste unter ihnen ist der Schabbat, dessen Einhaltung zu den Zehn Geboten zählt: »Gedenke des Schabbat: Halte ihn heilig« (Exodus 20,8). Zugleich bildet der Ruhetag den Höhepunkt der jüdischen Woche: »Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Schabbat gesegnet und ihn für heilig erklärt« (Exodus 20,11).
Am Schabbat-Gottesdienst wird die Tora-Rolle aus ihrem Schrein in der Synagoge gehoben und zur Bima gebracht. Auf diesem zentralen Podium im Raum findet die wöchentliche Tora-Lesung statt. Die Tora ist meist von einem Mantel umhüllt, um das kostbare Pergament zu schützen, aber auch als Zierde für die heiligen Tora-Rollen. Über dem Mantel hängt oft Tora-Schmuck wie Kronen oder Tora-Schilder, auch Tass genannt.
Tora-Schilder sind häufig sehr kunstvoll gearbeitet und reich verziert. Oft spenden Gemeindemitglieder diesen Schmuck, gern zur Erinnerung an verstorbene Familienmitglieder Die Übergabe eines neuen Tass geschieht sowohl im Rahmen eines gewöhnlichen Schabbat-Gottesdienstes als auch während eines hohen Feiertages. Das Datum und die geehrten Personen sind meist auf dem Tora-Schild vermerkt.
Im Falle des hier abgebildeten Tass aus dem 18. Jahrhunderts hängen zwei zusätzliche Plaketten mit Inschriften und Segenssprüchen am Schild: »Zu Ehren Gottes und seiner Tora und zur Erinnerung an meine Eltern und meinen Schwiegervater, ihr Andenken sei gesegnet, und zur Ehre meiner Gattin, meines Sohnes, meiner Tochter und meiner Schwiegermutter gelobte ich, der bescheidene Aron, Sohn des Raw Löw Lamm, das Andenken des Gerechten sei gesegnet, [dies] am ersten Schabbat des Monats Marcheschwan im Jahre 575 der kleinen Zeitrechnung zu stiften.«