Dialogische Ringvorlesung
(2015–2020)
Überblick über alle Vorlesungen mit Video-Mitschnitten
Von 2015 bis 2020 veranstalteten wir im Rahmen unseres Jüdisch-Islamischen Forums regelmäßig Ringvorlesungsreihen. Zu jeder Veranstaltung waren zwei Wissenschaftler*innen eingeladen, die das Thema aus jüdischer und islamischer Perspektive vorstellten und miteinander in einen Dialog traten.
Auf dieser Seite erfahren Sie mehr über die jeweiligen Reihen und finden alle Video-Mitschnitte einzelner Vorlesungen.
Der Glaube der Anderen. Weltreligionen im Spiegel von Judentum und Islam (2019/20)
Die Ringvorlesung lotet das vielschichtige Verhältnis von Judentum und Islam zu den anderen Religionen aus. Dabei geht es nicht nur um Christentum, Hinduismus und Buddhismus, sondern auch um das Verhältnis zum Atheismus sowie die theologische Beziehungsgeschichte von Judentum und Islam untereinander.
Zwischen traditionellen Überzeugungen und fortschreitender Säkularisierung stehen die Weltreligionen vor neuen Herausforderungen bezüglich der eigenen inneren Strukturen sowie in der Begegnung miteinander. Interreligiöse Beziehungen, ob auf individueller oder gesamtgesellschaftlicher Ebene, müssen neugedacht oder erstmalig definiert werden.
Wissen und Glauben in Judentum und Islam (2018/19)
Wissenschaftliche Entdeckungen auf dem Gebiet der Astronomie, Geologie und Biologie haben in den letzten Jahrhunderten das Selbstverständnis des Menschen als Mittelpunkt und „Krone der Schöpfung“ in Frage gestellt. Heute stehen sich religions- und wissenschaftsfeindliche Positionen oft unversöhnlich gegenüber.
Das gegenwärtig zwiespältige Verhältnis von Religion und Wissenschaft war in der Vergangenheit über lange Zeit keinesfalls dominierend. Zahlreiche Theolog*innen waren zugleich Naturwissenschaftler*innen und lieferten bedeutende Beiträge zu unserem Verständnis der Welt und des Menschen.
Das Ziel dieser Vorlesungsreihe ist es daher, das spannungsreiche Verhältnis von Judentum und Islam zu den Wissenschaften auszuloten. Der oben genannten Konflikterzählung sollen andere Narrative zur Seite gestellt werden, die von einer vielschichtigen und intensiven Auseinandersetzung mit den Wissenschaften in beiden Theologien zeugen.
Jüdische und islamische Perspektiven auf Menschenrechte (2017/18)
Seit der Deklaration der Menschenrechte von 1948 gelten die dort verankerten Prinzipien als ein universelles Wertesystem. Es erhebt den Anspruch, eine moralische Grundlage sowohl für die internationale Gemeinschaft als auch für die einzelnen Staaten zu bilden. In der Theorie garantiert die Idee der Menschenrechte allen Religionen und Weltanschauungen ihren gleichberechtigten Platz. Da sie jedoch im christlich-europäischen Kontext formuliert wurde, gibt es auch Kritik an ihrem universalen Anspruch. Die Ringvorlesung fragt daher, wie Judentum und Islam die Menschenrechte innerhalb ihrer religiösen Traditionen auslegen.
Expert*innen beider Religionen setzen sich mit der Frage auseinander, ob und auf welche Weise konkrete Menschenrechte wie das Recht auf Leben, auf Meinungsfreiheit, auf Geschlechtergerechtigkeit und auf Religionsfreiheit innerhalb ihrer Religionen theologisch begründet und in der Praxis umgesetzt werden können.
Ethische Fragen in Judentum und Islam (2016/17)
Infolge des rasanten technologischen Fortschritts, der gesellschaftlichen Pluralisierung und der Globalisierung werden moderne Gesellschaften vor neue ethische Herausforderungen gestellt. Im Zentrum vieler Debatten stehen ethische Probleme, die sowohl den öffentlichen Raum als auch die Privatsphäre jedes Einzelnen betreffen und die für Gesellschaft, Politik oder Wirtschaft relevant sind. Die Ringvorlesung greift daher ethisch brisante Themen aus unterschiedlichen Lebensbereichen auf und beleuchtet sie aus jüdischer und islamischer Perspektive. Es geht dabei um die Fragen, ob es eine gemeinsame Richtschnur für jüdische und islamische ethische Positionen gibt, und inwieweit sich die Vielfalt der Überzeugungen in einen gemeinsamen, normativen Rahmen einer modernen Gesellschaft integrieren lässt.
Judentum & Islam in der Diaspora (2015/16)
Während die Diaspora prägend ist für das Judentum, sehen sich Muslim*innen spätestens seit der postkolonialen Migration nach Westeuropa und in andere westliche Staaten verstärkt mit Fragestellungen zur religiösen Alltagspraxis in einer Minderheitensituation konfrontiert.
Die Ringvorlesung beleuchtet die damit verbundenen theologischen Debatten, in denen das Spannungsverhältnis zwischen Eigenständigkeit und Anpassung ausgelotet wird. Im Zentrum der Aushandlungsprozesse zwischen Tradition und Moderne stehen Fragen der rechtlichen Auslegungen sowie religiöser Praxis. Dazu gehören das Familienrecht, rituelle Speisevorschriften, Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen religiöser Identitäten und Neuinterpretationen zu Geschlechterfragen.