R.B. Kitaj, Drancy, 1984–1986
Pastell und Kohle auf Papier, 100 × 78 cm
© R.B. Kitaj Estate/Collection du Musée d'art et d'histoire du Judaïsme, Dépôt de la Fondation du Judaïsme Français
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Mit einigem zeitlichen Abstand zu einem Besuch in Drancy entstand diese gleichnamige Pastellzeichnung R.B. Kitajs.
1982/83 hatte Kitaj mit seiner Lebensgefährtin Sandra Fisher ein ganzes Jahr in Paris verbracht, wo sie den israelischen Maler Avigdor Arikha (1929-2010) und dessen Frau, die US-amerikanische Schriftstellerin Anne Atik, kennenlernten. Gemeinsam mit Anne Atik besuchte Kitaj in dieser Zeit das ehemalige Sammellager Drancy im Nordosten von Paris, von wo aus zwischen 1941 und 1944 etwa 65.000 Juden aus Frankreich in die Konzentrations- und Vernichtungslager in Osteuropa deportiert wurden.
»Drancy« und eine weitere Zeichnung, die auf einem Foto von R.B. Kitaj beruht, das er während des Besuchs in Drancy machte, veröffentlichte Kitaj 1989 zusammen mit einem Gedicht Atiks in kleiner Auflage.
»Als ich für ein Jahr in Paris lebte, nahmen meine Freundin Anne Atik und ich einmal einen Vorortszug nach Drancy, um uns den Ort anzusehen, an dem die Pariser Juden für ihre Reise in die Vernichtung zusammengetrieben wurden. Der Vorortszug fuhr in eine Art Niemandsstadt, eine Siedlung für ausländische Arbeiter, glaube ich. Keine Taxis; also liefen wir endlos durch trostlose Straßen, bis wir ein Verwaltungsgebäude fanden, wo jemand wusste, wo das Lager gewesen war. Ein weiterer Fußmarsch, und wir waren da, eine riesiger Arbeiterwohnblock, für Muslime, glaube ich. Es gab ein paar bröckelnde Gedenktafeln auf Französisch und Hebräisch. Hier hatte sich ein Sammellager des Vichy-Regimes befunden, in dem Tausende von Pariser Juden auf die Züge nach Auschwitz warten mussten. Ich dachte an Picassos Kumpel Max Jacob, den schwulen katholischen Juden, der in Drancy starb, ehe sich die Hölle ihn holen konnte. Es wurde behauptet, Picasso habe, als man ihn um Hilfe bat, gesagt, Max sei ein Engel, der über Mauern fliegen könne. Später stellten Anne und ich eine kleine Publikation mit dem Titel Drancy zusammen: ihr Gedicht und meine zwei Zeichnungen.«
aus: Kitaj Interviewed by Richard Morphet, in: Richard Morphet (Hrsg.), R.B. Kitaj: A Retrospective, Tate Gallery 1994
R.B. Kitaj über sein Gemälde »Drancy« (Ausschnitt aus der Hörführung zur Ausstellung, Sprecher: Armin Köstler)
