R.B. Kitaj (1932–2007)
Obsessionen
Eine Ausstellung des Jüdischen Museums Berlin in Zusammenarbeit mit der Kulturprojekte Berlin GmbH
Das Jüdische Museum Berlin zeigte von 21. September 2012 bis 27. Januar 2013 die erste umfassende Ausstellung über das Gesamtwerk des Malers R.B. Kitaj nach dessen Tod 2007. Diese Ausstellung war zugleich die erste Kitaj-Retrospektive seit 14 Jahren. Weitere Stationen der Wanderausstellung sind das Jewish Museum Londen bzw. die Pallant House Gallery in Chichester (23. Februar bis 16. Juni 2013) sowie die Hamburger Kunsthalle (19. Juli bis 27. Oktober 2013).
Der amerikanische Künstler Kitaj gehörte in den 1960er Jahren, zusammen mit seinen Freunden David Hockney, Lucian Freud u.a., zu den Wegbereitern einer figurativen Malerei und zählt heute zu den großen Einzelgängern der Kunst des 20. Jahrhunderts. R.B. Kitaj hat ein großes umfangreiches Werk mit stark autobiographischen Zügen geschaffen, in dem zentrale Fragen des 20. Jahrhunderts verhandelt werden.
Kitaj wurde in Ohio in Cleveland geboren und wuchs im linksintellektuellen Milieu seines Elternhauses auf. Seine Mutter Jeanne Brooks war Tochter russisch-jüdischer Einwanderer, sein Stiefvater Walter Kitaj floh vor der nationalsozialistischen Verfolgung aus Wien in die USA. Mit siebzehn Jahren fuhr Kitaj zur See. Danach begann er ein Kunststudium in New York, das er in Wien, Oxford und London fortsetzte.
Das große Leitthema von Leben und Werk R.B. Kitajs gilt der Identität in der Moderne. Aus der obsessiven Auseinandersetzung mit dem eigenen »Jüdischsein« und der Beschäftigung mit Vorbildern wie Franz Kafka, Sigmund Freud und Walter Benjamin entwickelte Kitaj Idee und Konzept für eine »jüdische« Kunst. Deren Kern leitete er aus der Erfahrung der diasporischen Existenz ab.
Für Kitaj war Kunst ein Medium emotionaler und intellektueller Auseinandersetzung. Er war selbst ein leidenschaftlicher Büchersammler und fand Themen und Motive in der Geistesgeschichte und Literatur, aber auch in den Werken großer Künstler, die er fragmentarisch in seinen Bildern in neue Zusammenhänge stellte. R.B. Kitajs farbig intensive und provokante Kompositionen sind zugleich Bilderrätsel mit lebensweltlichen und philosophischen Bezügen.
Die Kommentierung und Deutung der eigenen Werke war für Kitaj Bestandteil seiner Kunstpraxis, mit der er sich in der jüdischen Tradition der Auslegung biblischer Texte eingebettet sah. Für die große Retrospektive im Jüdischen Museum Berlin stand erstmals das umfangreiche persönliche Archiv des Künstlers aus seinem »Yellow Studio« in Los Angeles zur Verfügung. Der Nachlass, der heute in der University of California Los Angeles (UCLA) verwahrt wird, erwies sich als ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis seiner vielschichtigen Bilder.
Die Retrospektive wurde durch die großzügige Unterstützung von Leihgebern, u.a. des Museum of Modern Art in New York, der Tate in London und der Sammlung Thyssen-Bornemisza in Madrid ermöglicht. Sie zeigt mit etwa 130 Gemälden, Druckgraphik und Zeichnungen einen Überblick über alle Perioden des umfangreichen Œuvres.
Ein Begleitheft, eine Audioführung und Bild-Dokumentationen bieten auf unterschiedlichen Ebenen einen Zugang zur Bildwelt des Künstlers.
Findet der Besucher im Begleitheft grundlegende Informationen zu den Bildern, hört er in der Audioführung Kommentare des Künstlers selbst zu seinen Bildern. Die Dokumentation schließlich bietet zu ausgewählten Werken das von Kitaj verwendete Arbeits- und Bildmaterial. Es stammt größtenteils aus dem Nachlaß und wird erstmals präsentiert.
Die Gestaltung der Ausstellung lag in den Händen von HolzerKobler Architekturen Zürich/Berlin.
Für weiterführende Informationen über die Ausstellung lesen Sie bitte auch »Kitajs Obsessionen. R.B. Kitaj – Die Retrospektive« (Download als PDF, 1,4 MB) vom Kurator der Ausstellung Eckhart J. Gillen, Museums-Journal, 4/2012. Wir danken dem Museums-Journal für die freundliche Genehmigung.
Laufzeit der Ausstellung: 21. September 2012 bis 27. Januar 2013
Wo: Jüdisches Museum Berlin, Lindenstr. 9-14, 10969 Berlin, Altbau 1. OG
Hinweis: In die Ausstellung dürfen weder Mäntel noch Jacken oder Taschen aller Art (incl. Handtaschen) mitgebracht werden. Auch Fotoapparate sind leider nicht zulässig.