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Gemälde mit versteckter Botschaft: Lovis Corinths Porträt von Charlotte Berend

Blick ins Depot

Während eines Badeurlaubs an der Ostsee malte Lovis Corinth (1858–1925) dieses Porträt einer jungen Frau. Die Porträtierte, Charlotte Berend (1880–1967), war die Tochter einer jüdischen Kaufmannsfamilie und nahm Unterricht bei dem bekannten Maler. Sie wurde zu seiner Lieblingsschülerin und noch 1902, in dem Jahr, in dem auch das Bild entstand, verlobten sich die beiden.

Zweideutige Liebesbotschaft

Mit der lockeren Haltung der Dargestellten, dem leicht in den Nacken gelegten Kopf und der freien Schulter erkundet Corinth bereits die Grenzen der Konvention und lässt die erotisch-sinnlichen Porträts erahnen, die er in den folgenden Jahren von Charlotte Berend malen würde. In dem Bild versteckt ist eine Widmung des Malers an die Geliebte: Auf der Stuhllehne steht, kaum sichtbar, „m(ein) l(iebes) Petermannchen“. Sie selbst führte diesen Kosenamen auf eine lustige Geschichte zurück. Doch kannte Corinth vermutlich auch eine andere Bedeutung: Das Petermännchen ist ein Fisch, der plötzlich Stacheln zeigen und böse verletzen kann.

Das Stereotyp der „schönen Jüdin“

Lovis Corinth hatte viele jüdische Auftraggeber*innen, wie zahlreiche Porträts belegen. Das seiner zukünftigen Frau weckt Assoziationen an das Stereotyp von der „schönen Jüdin“ und erzählt so vom Spannungsverhältnis jüdischer Identitäten diesseits und jenseits der Religion – und diesseits und jenseits des Bürgertums.

Porträt einer Frau (Charlotte Berend), die im Dreiviertelprofil auf einem roten Sessel vor einem Fenster sitzt.

Lovis Corinth, Petermannchen / Porträt Charlotte Berend; Jüdisches Museum Berlin, erworben mit Unterstützung der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums Berlin, Foto: Jens Ziehe

Aus dem Schatten des Ehemanns

Charlotte Berend stellte nach ihrer Hochzeit ihre eigene künstlerische Arbeit zunehmend hinter der ihres Mannes zurück, auch wenn sie weiterhin der Künstler*innengruppe Secession angehörte und dort ausstellte. Nach dem Tod ihres Mannes 1925 widmete sie sich der Sichtung und Ordnung seines Nachlasses und organisierte Ausstellungen seiner Werke. Charlotte Berend-Corinth wurde aber auch selbst wieder künstlerisch tätig und eröffnete eine Malschule in Berlin. 1939 emigrierte sie in die USA, wo sie autobiografische Bücher verfasste und ihre eigenen Werke in Ausstellungen zeigte. Die Künstlerin starb 1967 in New York – kurz vor der Eröffnung ihrer Ausstellung in der Nationalgalerie in Berlin.

Titel Petermannchen / Porträt Charlotte Berend
Künstler Lovis Corinth
Sammlungsgebiet Bildende Kunst
Ort und Datierung Seebad Horst i. Pommern a. d. Ostsee (heute Nichorze, Polen) 1902
Material Öl auf Leinwand
Maße 119 x 95 cm

Ermöglicht durch die Freunde des Jüdischen Museums Berlin

Lovis Corinth (1858–1925)

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Charlotte Berend-Corinth (1880–1967)

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Ausgewählte Objekte: Sammlung Bildende Kunst (12)

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