„Vollkommenster Bourgeois“? Max Liebermanns Selbstporträt mit Strohhut
Blick ins Depot
Max Liebermann (1847–1935) – der wohl bedeutendste unter den deutsch-jüdischen Künstler*innen, der wichtigste Vertreter des deutschen Impressionismus, Präsident der Berliner Secession und der Akademie der Künste – schuf im Laufe seines Lebens fast siebzig Selbstporträts.
Distanz als Lebensprinzip
Meist zeigte Liebermann sich dabei im Anzug, in nüchterner Zurückhaltung die Veränderungen seiner Physiognomie sorgfältig registrierend. Nichts wäre ihm fremder gewesen als die Mitteilung momentaner Stimmungen; Distanz war ihm, der sich selbst als „den vollkommensten Bourgeois“ bezeichnete, ein Lebensprinzip.
Anflug von Resignation und Melancholie
Auch auf diesem späten Selbstporträt zeigt sich der Künstler als Bürger, in dunklem Anzug. Dazu trägt er einen Panamahut, wie auf vielen Fotografien, die in seinem Sommerhaus am Wannsee entstanden. Zwei Jahre nachdem der Künstler seinen 80. Geburtstag gefeiert und hohe Ehrungen erhalten hatte, malt er sich hier mit einem Anflug von Resignation und Melancholie. Dies war zum einen wohl dem Alter geschuldet, zum anderen aber sicher auch den politischen Zeitumständen.
Persönliche Widmung
Das kleine Format und die Nähe des Bildausschnitts geben dem Gemälde eine persönliche Note, die durch die Widmung „in Dankbarkeit“ an den Zahnarzt Joseph Grünberg noch unterstrichen wird. Dennoch: Die bürgerliche Contenance bleibt gewahrt.
Titel | Selbstporträt mit Strohhut |
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Künstler | Max Liebermann |
Sammlungsgebiet | Bildende Kunst |
Ort und Datierung | Berlin 1929 |
Material | Öl auf Holz |
Maße | 50 x 39,5 cm |
Ausgewählte Objekte: Sammlung Bildende Kunst (12)