Madonna oder Braut?
Blick ins Depot
Albertine Heine (1814–1879) wirkt auf diesem Gemälde auf den ersten Blick wie eine christliche Madonna auf einem Verkündigungsbild. Sie hält den Ring auf Höhe ihres Herzens, trägt ein weißes Kleid sowie bräutliche Myrten im Haar und hat den Blick demütig gesenkt. Doch auch wenn der Rahmen an ein Altarbild erinnert und Details auf traditionelle Darstellungen der Verkündigung Mariä anspielen, ist diese Braut keine Madonna.
Feier des privaten Glücks
Die Kirche im Hintergrund zeigt die Berliner Marienkirche, die von Albertines Elternhaus zu sehen ist. Ihr Haar schmückt zudem nicht nur eine Lilie, die Blume der Unschuld, sondern auch ein Maiglöckchen, das traditionell als Liebesbotschaft dient. Dies entlarvt das Bild als eine Feier des privaten Glücks.
Hochzeit nach heimlicher Verlobung
Der Maler August Theodor Kaselowsky (1810–1891) war ein Schüler von Albertines Schwager, dem angesehenen Künstler Wilhelm Hensel (1794–1861). Das Gemälde entstand anlässlich der Hochzeit von Albertine mit Paul Mendelssohn-Bartholdy (1812–1874), einem Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn, am 27. Mai 1835. Pauls Vater hatte die Verbindung lange abgelehnt, die beiden waren jedoch seit 1831 heimlich verlobt.
Taufe aus pragmatischen Gründen
Braut und Bräutigam stammten aus jüdischen Familien, bereits ihre Eltern waren jedoch nicht mehr religiös gebunden und hatten ihre Kinder aus pragmatischen Gründen taufen lassen: Die Anfeindungen und gesellschaftlichen Einschränkungen, denen sie selbst ausgesetzt waren, wollten sie ihren Nachkommen nicht vererben.
Titel | Albertine Mendelssohn-Bartholdy als Braut |
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Künstler | August Theodor Kaselowsky (1810–1890) |
Sammlungsgebiet | Bildende Kunst |
Datierung | 1835 |
Material | Öl auf Leinwand |
Maße | 113 x 81,5 cm |
Ausgewählte Objekte: Sammlung Bildende Kunst (12)