Sensibilisierung für Diversität
Dokumentation der Arbeitsgruppe
Schule ist ein Ort, an dem Menschen mit den unterschiedlichsten Erfahrungen und sozialen und kulturellen Hintergründen miteinander leben, lernen und Zuschreibungsprozessen ausgesetzt sind. Diversity Trainings geben Raum für die Reflexion von Fremd- und Eigenwahrnehmung, Zuschreibungsprozessen und sozialen Vorurteilen.
Ausgehend von zwei Erfahrungsberichten von Lehrerinnen, die an Diversity Trainings teilgenommen haben und einem einführenden Input zum Konzept von Diversity Trainings, sollen Möglichkeiten, Herausforderungen und Fragen ausgelotet werden, wie diskriminierenden Zuschreibungsprozessen und sozialen Vorurteilen mit Diversity Trainings entgegen gewirkt werden kann.
Meral El moderierte diese Arbeitsgruppe mit Impulsen von
- Dr. Czarina Wilpert, Eine Welt der Vielfalt e. V., Berlin und
- Grit Gottschalk, Ernst-Schering-Schule, Berlin
Dr. Czarina Wilpert: Warum und wie Diversity Ansätze in der Schule umsetzen?
In vielen Bereichen der Gesellschaft, insbesondere in Schulen, wird „Interkulturalität“ bzw. ethnische Herkunft noch als Problem angesehen. Andererseits haben Geschlechterfragen und ethische bzw. weltanschauliche Fragen, Fragen zu Religion, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit, Rassismus, Themen wie Inklusion, sexuelle Identität und andere menschenrechtliche Grundwerte wie Sprache und soziale Herkunft in der Gesellschaft und auch in Schulen an Bedeutung gewonnen. Die tradierten Bilder, die wir voneinander haben, sind häufig auch Barrieren für Kommunikation. Je nach unserer Position in der Gesellschaft haben diese Bilder eine Wirkung auf unsere eigene Wertschätzung, unsere Wahrnehmung von Anderen und unsere Chancen und Akzeptanz in der Gesellschaft.
Es sind diese Fragen und Themen, die ein zentrales Gewicht im horizontalen Diversity-Ansatz von Eine Welt der Vielfalt e. V. haben. Teil der Pädagogik der Vielfalt des horizontalen Ansatzes ist es, die eigene Außenseitererfahrung hervorzurufen, um die Betroffenheit Anderer besser zu begreifen und einen Perspektivenwechsel einzunehmen.
Der Diversity-Ansatz beinhaltet auch eine Pädagogik, die gefördert wird durch den Aufbau von Vertrauensprozessen und den Verzicht auf Schuldzuweisungen. Durch einen Diversity-Ansatz lernen wir Menschen als Individuen in ihrer Vielfalt wertzuschätzen und sie als Bereicherung in unserer Schule und der Gesellschaft zu verstehen.
Unsere Zielsetzung ist die Gestaltung von Vielfalt in der Schulgemeinde und deren Umgebung. „Managing Diversity“ bedeutet für uns sowohl die Entdeckung und Erarbeitung von Gemeinsamkeiten als auch die Akzeptanz und Anerkennung von Unterschiedlichkeit. Auf diesen Grundlagen kann sich jede*r Einzelne besser entfalten und zur positiven Gestaltung von Schule und Gesellschaft beitragen.
Grit Gottschalk: Erfahrungsbericht über Diversity Training
Das Diversity Training hat die Mehrdimensionalität des Begriffes Vielfalt verdeutlicht. Dabei ging es sowohl um die Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten als auch die Akzeptanz von Unterschiedlichkeit. Durch die Hinterfragung der eigenen Sichtweise auf den Begriff Diversity und die Frage nach der eigenen Identität hilft das Diversity Training jede*r Kolleg*in die Vielfalt der Schüler*innen wahrzunehmen. Die theoretische Unterfütterung war dabei sehr hilfreich und gab immer wieder neue Denkanstöße aus unterschiedlichen Perspektiven.
Ich fand es sehr spannend, die eigene Identität zu hinterfragen und habe für meine Sichtweise des Begriffes Diversity und dessen Anwendung im Unterricht durch die theoretischen und praktischen Teile des Seminars Bestätigung erhalten. Besonders wichtig war das Diversity Training für den Austausch der Kolleg*innen untereinander, da einige doch ganz andere Lebenserfahrungen aufgrund kultureller Hintergründe oder Ausbildungswege und somit unterschiedliche Sicht- und Herangehensweisen hatten. Die Schüler*innen unserer Schule haben ebenfalls unterschiedlichste kulturelle Prägungen und Wertevorstellungen – alle bringen also höchst unterschiedliche Voraussetzungen, Sprachkenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten mit. Dies alles hat das Diversity Training in den Fokus gerückt.
Da die Gegebenheiten an jeder Schule verschieden sind, ist es wichtig viel Zeit und Raum für den Austausch zum Thema Diversity und die schulinterne Umsetzung einzuplanen (methodische Gesichtspunkte, inhaltliche Thematisierung, Anbindung an die einzelnen Fächer, etc.).
Kontakt
Dr. Diana Dressel
Leiterin der Bildungsabteilung
T +49 (0)30 259 93 515
d.dressel@jmberlin.de
Tagungsdokumentation: Schule und Museum in der Migrationsgesellschaft (19)