Woody Allen: A Documentary handelt vom Leben und Werk eines der einflussreichsten jüdischen Filmemacher der letzten fünfzig Jahre. In einer Reihe von Interviews geben Kollegen und Zeitgenossen wie Martin Scorsese, Diane Keaton, Scarlett Johansson, Naomi Watts und Stephen Tenenbaum Anekdoten und Lobreden über Allen zum Besten. Leider sagen die meisten nicht viel mehr, als dass Woody Allen ein »super Typ« sei, mit dem man phantastisch arbeiten könne. Der Film versäumt durchweg, nachhaltigeren Fragen nachzugehen, wenn sie auch gelegentlich anklingen.
So bleibt unbeantwortet, inwiefern Allen seinen jüdischen Hintergrund als Quelle und Zielscheibe seines Humors versteht? Ob Allens Zeitgenossenschaft mit dem Nationalsozialismus (er wuchs im New York der 1940er Jahre auf) die Darstellung seiner neurotischen jüdischen Filmcharaktere beeinflusst hat? Was ihn »Anfang der 1940er Jahre« von einem fröhlichen Kleinkind in ein übellauniges Kind verwandelt hat? Und warum er seine Drehbücher auf einer veralteten deutschen Schreibmaschine tippt, die er mit einem Panzer vergleicht, der ihn, wie er meint, lange überleben wird? Als kinematographisches Äquivalent zur Berichterstattung in der Boulevardpresse, wird der Film Woody Allen als einer der subtileren und intellektuelleren Figuren in der Populärkultur jedenfalls nicht gerecht. (Woody Allen: A Documentary. Regie: Robert B. Weide.)
Naomi Lubrich, Medien