Veröffentlicht von am 13. Mai 2016 2 Kommentare

Keramik für alle Lebenslagen

Der Freundeskreis zu Besuch bei Rachel Kohn

Bunt bemalte Keramikschüsseln in einem Holzregal

»Rachel’s keramische Tupperware«; Foto: Rachel Kohn

Noch bevor Rachel Kohns Kunstwerke in unserem Kunstautomaten zu erwerben waren, hatten die Freunde des Jüdischen Museums Berlin das Vergnügen, die Künstlerin in ihrem Atelier in Berlin Charlottenburg kennenzulernen. Für die vierte Runde des Kunstautomaten hat Rachel Kohn Miniaturstühle und -häuser entworfen, die wir bei unserem Vorab-Besuch bewundern durften.

Beim Betreten des Atelier-Häuschens lachen uns buntes Geschirr und fantasievolle Judaica an, an den Wänden reihen sich kleine Häuser und Stühle aus Ton, und auf weißen Sockeln thronen Skulpturen. Der Duft von frischem Kaffee und Tee, der uns in handgefertigten Bechern gereicht wird, erfüllt den Raum – ein herzliches Willkommen.

Rachel Kohn wurde in Prag geboren und emigrierte später nach München, wo die Meisterschülerin an der Akademie der Bildenden Künste München ihre Karriere als Bildhauerin und Keramikerin begann. Sie machte einen Studienaustausch mit Bezalel in Jerusalem, bereiste Bolivien und Mexiko und kam 1993 mit ihrem Mann nach Berlin. Heute stellt sie in zahlreichen Galerien deutschlandweit aus und engagiert sich im Vorstand des Frauenmuseums Berlin für die Förderung professionell arbeitender Künstlerinnen.

Bunt bemalte Toilettenbürstenhalter

Der etwas andere Toilettenbürstenhalter; Foto: Rachel Kohn

Unseren Atelierrundgang beginnen wir an einem schmalen Regal, auf dem sich bunte Keramik  stapelt. Jedes Stück – unabhängig von seiner Größe – hält Rachel mindestens zehn Mal in den Händen, bevor es fertiggestellt ist. Kunstvoll werden Teller, Tassen, Butterdosen und »Rachel’s keramische Tupperware« bemalt und verziert; jedes Stück ist ein Unikat und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Vielfalt ist so groß, dass Rachel manchmal von eigenen Kreationen überrascht wird, die sie bei Kunden nach Jahren wiedersieht. Sie lässt sich von Alltagssituationen inspirieren, was auch am Design ihrer Keramik zu erkennen ist: Manche Vasen sind mehrteilig und können sowohl für schmale, lange als auch für kurze, voluminöse Blumensträuße verwendet werden. Die Deckel der Stapeldosen fungieren gleichzeitig als Teller, und damit die Ästhetik auch im Badezimmer nicht zu kurz kommt,  erhält die Toilettenbürste einen bunt verzierten Halter.

Rachel Kohn in ihrem Atelier

Die Künstlerin Rachel Kohn präsentiert ihre Kunstobjekte für den Kunstautomaten des Jüdischen Museums Berlin; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Lea Ledwon

Nach den Alltagsgegenständen zeigt Rachel uns ihre zahlreichen Ton- und Bronzeskulpturen. Mit dem wiederkehrenden Motiv der Häuser und Stühle, die seit dem 1. April 2016 in unserem Kunstautomaten zu erwerben sind, thematisiert die Künstlerin ihre Sichtweise auf Familie und zwischenmenschliche Beziehungen. So kann man die Stühle drehen und auf unterschiedlichste Weise miteinander kommunizieren lassen: Sich gegenüberstehend mimen sie ein Gespräch und mit den Stuhlrücken zueinander einen Konflikt. Den Interpretationsmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt, das macht Rachels Kunst so interessant.

Modell von einer schwarzen Wolke, die über einem weißen Bett schwebt

Himmelsangst, Mahnmal für ermordete Kinder von Zwangsarbeiterinnen im 2. Weltkrieg; Foto: Rachel Kohn

Weitere Highlights des Atelierbesuchs sind eine große Bronze, die ein Tanzpaar darstellt, sowie ein weißes Kinderbett, das von einer bedrohlichen schwarzen Wolke überbeschattet wird. Die Skulptur ist die Vorlage für ein Mahnmal zum Gedenken an ermordete Kinder von Zwangsarbeiterinnen im Zweiten Weltkrieg. Die Skulptur wurde von der niedersächsischen Gemeinde Otterndorf in Auftrag gegeben und 2009 eingeweiht.

Verschiedene, bunt bemalte Judaica aus Keramik

Farbenprächtige Judaica; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Lea Ledwon

Zum Abschluss führt uns die Künstlerin ihre Judaica vor, die zum Teil auch in unserem Museumsshop zu erwerben sind. Besonders ins Auge sticht ein Chanukka-Leuchter in Form eines Tannenbaums – Weihnukka lässt grüßen! Aber auch die Pessach-Teller, Mesusot und Kiddusch-Becher lassen Rachels Ideenreichtum erkennen, da sie sich im Handumdrehen in Alltagsgegenstände umwandeln lassen. So gibt sich zum Beispiel eine Dose erst beim Öffnen des Deckels als Chanukkia zu erkennen und ein anderer Chanukka-Leuchter kann gedreht und als Shabbatleuchter verwendet werden – so muss er nach den Feiertagen nicht ein Jahr auf seinen nächsten Einsatz warten.

Vielleicht haben Sie Glück und finden eins von Rachel Kohns Miniaturkunstwerken in ihrer »Überraschungstüte« aus dem Kunstautomaten!

Ihre Eindrücke teilte Lea Ledwon, deren Wohnungstür seit dem Atelierbesuch eine mit  Mond und Sternen verzierte Mesusa ziert.

Weitere Informationen über Rachel Kohn auf www.rachelkohn-keramik.de und www.rachel-kohn.de.

Veröffentlicht unter Kunst, Kunstautomat
Verschlagwortet mit ,

Kommentiert von Margot Winkler am 14. Mai 2016, 08:48 Uhr

Wo kann man die Keramikware kaufen? Auch in der Danckelmannstraße?
Danke für die Antwort.
Gruß M. Winkler

Kommentiert von Mariette Franz am 20. Mai 2016, 09:56 Uhr

Liebe Frau Winkler,
auf ihrer Homepage schreibt Rachel Kohn: „Am besten Sie kontaktieren mich, bevor Sie sich zu mir auf den Weg machen, denn manchmal bin ich unterwegs….“. Alle Informationen und Kontaktdaten finden Sie auf ihrer Website: http://www.rachelkohn-keramik.de/
Viele Grüße und viel Spaß beim Keramikkaufen
Mariette Franz (Blogredaktion)

Pingbacks und Trackbacks

Einen Kommentar hinterlassen